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Bloggerleben / Rubrik

Gedanken über die Nachhaltigkeit von Buchmesseeindrücken

Taschen, Comics, Bücher, Karten

Immer noch kein Messebericht

Messeregal von Thienemann-Esslinger mit Beleuchtung Im Oktober 2016 war ich für einen Tag auf der Frankfurter Buchmesse. Bis heute sind knapp drei Monate vergangen und die nächste Buchmesse zeigt sich schon wieder am Horizont. Am 23.03. geht es los in Leipzig, meine Anreise ist für den Mittwoch davor geplant. Die Ferienwohnung ist bereits gebucht. Im Februar kommt das Programm der Buchmesse, der Manga-Comic-Con und des Lesefestes heraus. Wie gewohnt gibt es tausende Veranstaltungen, die ich versuche vor der Anreise durchzusehen und dabei interessante zu markieren. So hätte ich an den Buchmessetagen Anhaltspunkte, was wen wo ich unbedingt – gerne – vielleicht – möglicherweise – sehen, hören oder treffen möchte. Hätte! Denn wie jedes Jahr werde ich das Durchsehen und Anstreichen von Veranstaltungen vermutlich wieder nicht komplett schaffen. Wenn ich gut bin, komme ich mit dem ersten Tag durch. Mit dem „Schicksal“ bin ich nicht alleine, wie ich aus Gesprächen weiß.
Nach den Messetagen schleppe ich dann einen Haufen von Mitbringseln nach Hause. Bücher, Leseproben, Visitenkarten, Goodies, den ein oder anderen Flyer, den ich dann doch nicht liegenlassen konnte, obwohl ich vermeide zu viel Papier an mich zu nehmen. Fotos – von Messeregal mit den Graphic Novels von Carlsen, davor zwei Besucher, die es betrachten Menschen, Fotos von Büchern. Fotos vom Trubel, vom Spaß, von der Stadt, von den vielen Erlebnissen, die ich einfach festhalten möchte. Vermutlich stecken auch neue Kontakte, neue Bekannte, neue Freunde in meinem Reisegepäck. Ich bringe neue Erinnerungen und Eindrücke mit. Und ganz sicher habe ich auch eine große Menge neuer Wünsche und Vorhaben dabei. Inspiration sowieso.

Wohin jetzt mit den ganzen Mitbringseln?

Zuhause angekommen, müssen die vielen Eindrücke erst einmal verarbeitet werden. Im Normalfalle habe ich mich nach ein oder zwei Wochen dann an einen Messebericht gemacht. Ich habe Fotos ausgesucht, mir Gedanken über die Ausrichtung des Artikels gemacht und dann habe ich drauf los geschrieben. Ebenso wollte ich mit dem Bericht über den Besuch der Frankfurter Buchmesse im Oktober vorgehen. Aber ich habe es nicht getan. Nur einige Fotos verteilte ich über die sozialen Medien.

Comic, Yps-Heft, Taschen mit Bücherthemen, Postkarten von Verlagen mit Zeichnungen und weitere Mitbringsel von der Frankfurter Buchmesse Vielmehr habe ich direkt nach der Messe alle Dinge, die ich mitgebracht habe auf dem Boden verteilt und davon Fotos gemacht. Einzelne Teile standen exemplarisch zum Beispiel für einen Verlag, der mir besonders gefallen hat oder eine Zeichnerin, deren Bilder mir gut gefielen. Nach der Fotosession kam alles in eine Box an meinem Leseplatz. Dort sollte es warten, bis ich mich an den Bericht machen würde. Auch die Messefotos blieben auf der Speicherkarte. Höchstens zwei, vielleicht drei, aber maximal vier Wochen! So war mein Vorhaben.

Bücher über Illustrationen, Papier und Basteln Monate später

Bis heute habe ich diesen Bericht nicht geschrieben. Habe auch seit einiger Zeit gar nicht mehr vor gehabt, ihn zu schreiben. Stattdessen fließen meine Gedanken nun in diesen Beitrag. Die Leipziger Buchmesse voraus, dachte ich an die Messemitbringsel in der Box, an die Fotos und … an die Erinnerungen, die mit dem letzten Buchmessebesuch in Frankfurt zusammenhingen. Ich fand es sehr schade, wenn diese nun bald durch die ganz neuen, noch wie nach frischer Wäsche duftenden Eindrücke der nahenden LBM übertüncht würden. Der Gedanke daran, dass meine Wünsche sich schon nach den wenigen Monaten wieder neu orientieren würden, machte mich nachdenklich. Neuerscheinungen und Neuentdeckungen würden womöglich plötzlich viel wichtiger sein, als die noch vor Kurzem voller Begeisterung mitgebrachten Wünsche und mit den Dingen verbundenen Ideen.

Buch Die Zeitreise Was sind die Begeisterung für ein neu entdecktes Buch, Leseaccessoire oder Comic wert, wenn sie noch nicht einmal ein paar Monate anhält und so schnell wieder von Neuem geradezu überrollt werden? Und das alles ohne, dass das Buch oder der Comic gelesen oder das Accessoire benutzt wurde? Muss es immer unbedingt das Neueste sein?

Nachhaltigkeit von Buchmesseeindrücken

Selbstverständlich versinken nicht ausnahmslos alle Eindrücke und Wünsche derart schnell wieder. Einige sind hartnäckig und bleiben im Gedächtnis. Sie sind schneller auf den Einkaufslisten als die Mitbringsel überhaupt geordnet sind. Das war auch bei mir so. Auch werden viele neue Messebekanntschaften anschließend beibehalten. So begegnet man sich wieder und bleibt in Kontakt – auf facebook, Instagram oder auch auf anderen Veranstaltungen und Treffen.

Was hat nun aber Nachhaltigkeit mit Buchmesseeindrücken zu tun? Ich versuche an möglichst vielen Stellen in meinem Leben auf Nachhaltigkeit zu achten. Umweltbewusstes Verhalten gehört für mich ebenso dazu wie der Versuch, Gegenstände nicht gleich wegzuwerfen, wenn sie ihre Aufgabe (für mich) erfüllt haben, sondern sie entweder weiterzuverwenden oder auch einem neuen Zweck zuzuführen. So wird auch das ein oder andere verschenkt, vertauscht, gespendet oder auch mal verkauft. Messeregal mit Bücher zu Spielzeugen aus Papier Mir gefällt der Gedanke, dass jemand anderes, mit dem, was ich nicht mehr benötige, etwas anfangen kann. Zum Beispiel ein von mir aussortiertes Buch liest, ein zu groß gewordenes Kleidungsstück trägt oder einen Schmuck trägt, der bei mir nur noch in der Schublade lag. Auch mag ich es aus alten Dingen Neues zu erschaffen, beim Upcycling sind die Möglichkeiten ja immens.

Da fiel mir die Parallele zu Geschichten und Eindrücken auf. Warum muss es immer nur das Neue sein, dass mich auf den Buchmessen begeistert? Wie wäre es, den Blick auch auf die bereits verfügbaren Bücher zu richten? Und was ist eigentlich mit den Dingen in der Box an meinem Leseplatz, die die Mitbringsel der letzten Messe beherbergt?

Der Plan

Nach etwas Hin- und Herüberlegen war mir klar: Ich möchte, dass meine Eindrücke nachhaltig sind. Ich möchte mich nicht überrumpeln lassen von all den neuen blitzenden Neuerscheinungen und dabei die mich zuvor so begeisternden Titel einfach vergessen. Dafür habe ich mir vorgenommen, zunächst die Mitbringsel aus Frankfurt aus ihrem Kartongrab am Leseplatz zu befreien und durchzugehen.

Ich werde mir diese Fragen stellen:

  1. Ist etwas darunter, dass mich auch heute noch begeistert? Jetzt, mit einem Abstand von drei Monaten zu der Veranstaltung?
  2. Welche Stücke sind dies, welche Eindrücke, welche neuen Bekanntschaften oder Kontakte?
  3. Habe ich mich weiter damit beschäftigt? Habe ich die Bücher und Comics, die mich so brennend interessierten, gekauft (und gelesen)? Habe ich die Eindrücke, die mich so faszinierten verarbeitet – in Gedanken, in Text oder auch auf anderen Wegen? Habe ich die Kontakte und Bekanntschaften, die mir besonders wichtig waren gepflegt?
  4. Was möchte ich mir vielleicht im März in Leipzig noch einmal anschauen? Wen möchte ich treffen? Wo möchte ich den gewonnenen Eindruck vertiefen?

Tatsächlich ist diese bevorstehende Mitbringselausgrabung für mich jetzt viel wichtiger geworden als jede andere Buchmessevorbereitung. Ich bin gespannt, auf meine eigenen Antworten, wenn ich in den nächsten Tagen das Grab aushebe und den Inhalt durchgehe. Und ich freue mich besonders darauf, dies mit dem entstandenen zeitlichen Abstand zu tun.

Messestand mit Büchern, Elisabeth Sandmann Meine Mitbringsel einfach so zu „vergessen“ bringe ich nicht übers Herz, ich empfinde es als Verschwendung. Ich möchte sie unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachten. Schließlich hat es Energie gekostet, sie zu entdecken, mitzunehmen und in vielen Fällen auch sie herzustellen. Sie sind es wert, sie noch einmal zu betrachten. Dies könnte ich genau so tun, wenn ich damals einen Messebericht geschrieben hätte. Wichtig scheint mir nur der zeitliche Abstand zu sein und der Gedanke daran, sich nicht von Neuem überrumpeln zu lassen. Vielleicht wird das sogar zu einem Nach-Buchmesse-Ritual für mich, das bleibt noch abzuwarten.

Nicht-Neuerscheinungen oder auch: die Backlist

Wenn ich mich im März auf die Reise nach Leipzig mache, habe ich vermutlich einige Punkte auf meiner Liste, die ich nach der Beantwortung des aufgestellten Fragenkatalogs, notiert habe. Darunter sind vielleicht auch Medien, die auf der Buchmesse nicht mehr im Vordergrund stehen werden. Denn diese gehören dann schon wieder zu den Backlist-Titeln der Verlage.

Messeregale mit Büchern aus der Hobbit Presse von Klett Cotta Und das ist mein zweites Vorhaben für die kommende LBM. Ich möchte mich ganz bewusst auf Nicht-Neuerscheinungen einlassen. Natürlich bin ich neugierig auf neue Titel, werde mich darüber informieren, außerdem neue Eindrücke, neue „Mitbringsel“ sammeln. Aber dabei möchte ich die Bücher nicht vernachlässigen, die nicht auf großen Werbeplakaten angekündigt werden und zu denen womöglich auch keine Lesung stattfindet.

Auf den großen Buchmessen werden die Besucher geradezu überrollt von dem riesigen Angebot. Ich bin sehr gespannt, welche Backlist-Perlen ich entdecken werden, die mir bisher nicht aufgefallen sind, wenn ich dieses Mal so bewusst nach ihnen Ausschau halte.

Eines ist sicher. Wenn ich zurück bin. Wenn die Messetage vorüber sind. Werde ich wieder alle Mitbringsel an einem Ort sammeln, in Form von Dingen und Notizen. Und egal, ob ich dann direkt einen Beitrag zum Messebesuch schreibe, ob ich einige der neuen Mitbringsel direkt „verarbeite“ oder nicht. Eines ist sicher. Ich habe mir fest vorgenommen, mit einem Abstand von mehreren Monate, und noch vor dem nächsten Buchmessebesuch, wieder durch meine „Mitbringselgruft“ zu schauen. Und mich so von den Erinnerungen und Dingen neu inspirieren lassen. Ich bin gespannt, was daraus entsteht.

Sehen wir uns im März? Ich freue mich schon darauf!

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