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Buchrezension / Fantasy / Phantastik

An mir vorbei – Nevernight: Die Prüfung von Jay Kristoff

Buch auf einem roten Kissen

Willkommen in der Assassinenschule

Ich habe mich im Vorfeld nur wenig über das Buch informiert, bevor ich mich dazu entschieden habe, es lesen zu wollen. Ich lasse mich gerne überraschen und wenn mir etwas empfohlen wird, nehme ich die Empfehlung auch gerne an und versuche es. Ob mir das Buch dann tatsächlich gefällt oder eben nicht, stellt sich natürlich erst beim Lesen heraus.

Dieser Roman hat mir nur auf den letzten 100 Seiten gut gefallen, die anderen 600 waren nicht wirklich nach meinem Geschmack. Warum? Ok, ich fange vorne an.

Mia ist vierzehn Jahre alt, als sie sich auf den langen Weg macht, um in die Rote Kirche aufgenommen zu werden. Sie ist in Gottesgrab (eine Stadt, die auf den Knochen eines gefallenen Titanen gebaut wurde) aufgewachsen und war nachdem ihre Familie ermordet wurde, auf sich gestellt. Sie will Rache üben, das steht über allem und ein Mitglied der Roten Kirche zu werden, würde sie ihrem Ziel, die Mörder ihres Vaters selbst zu richten, wesentlich näher bringen. Denn dort werden Mörder ausgebildet – Assassinen. Mias Vorbereitung begann bereits in Gottesgrab durch Mercurio, der sie unter seine Fittiche nahm und ihr Lehrmeister wurde.

Wenn das Mädchen scheinbar allein über die Dächer läuft und durch die Straßen streift, ist sie doch nie ganz allein, denn sie wird von einer Nicht-Katze begleitet – einem Schattentier, das ihre Ängste absorbiert. Tag für Tag und besonders Nacht für Nacht. Und das ist noch nicht alles, denn Mia Corvere hat Macht über die Schatten, kann sie weben und nutzen. Ihre Fähigkeit erlaubt es ihr sich nahezu unsichtbar in ihnen zu bewegen. Aber wird all das ihr von Nutzen sein, wenn sie erst in der Ausbildungsstätte der Roten Kirche angekommen ist?

Merkwürdiger Mix

Das klingt doch alles erst einmal ganz gut? Ja, das dachte ich auch. Und kaum hatte ich mit dem Buch begonnen, mich erst einmal eingelesen, erfreute ich mich auch an der Welt, die Jay Kristoff hier geschaffen hatte. In (anfangs vielen, später wenigen) Fußnoten spricht er uns Leser*innen an und versorgt uns mit Hintergründen aus der Geschichte, Politik und Gesellschaft seiner Welt. Diese Fußnoten können den Lesefluss stören, ich mochte diese informativen Unterbrechungen allerdings sehr. Auch die Idee einer Stadt, die sich auf und zwischen den Knochen eines gefallenen Titanen erhebt, ist großartig und habe ich so noch nicht „gesehen“.

Mein Problem mit diesem Roman liegt an anderer Stelle. Die Protagonistin ist vierzehn Jahre alt und der Roman begleitet sie zwei Jahre lang. Zusätzlich gibt es einige Rückblenden. Nichtsdestotrotz entsprach mein „Bild“ von ihr immer einem kleinen schmächtigen Mädchen, das mit dem auf dem Cover nichts gemein hatte und auch stets sehr kindlich auf mich wirkte. Ebenso übrigens auch einige andere Charaktere, die mir auf den Seiten begegnet sind. Da war also dieses kleine Mädchen, das zur Assassini ausgebildet wurde und zeitgleich herrschte auf den Seiten eine Brutalität, die ganz und gar nicht zu diesem Bild passte. Nicht nur spritzte eimerweise Blut, es wurde auch teils sehr brutal gekämpft, getötet und auch der enthaltene Sex war sehr explizit und – ich sage mal – erwachsen. Das passte für meinen Geschmack alles überhaupt nicht zusammen. Junge Assassinen, die zugleich total naiv handelten, konnten mich nicht überzeugen. Sämtliche Figuren blieben mir gleichgültig, ich hätte beziehungsweise habe bei keinem Opfer Tränen in den Augen gehabt und dass obwohl ich eigentlich schnell Trauer auch über den Verlust von ausschließlich literarischen Figuren empfinde. Obwohl, es gab eine Ausnahme. Die verrate ich aber nur denen, die das Buch selbst schon gelesen haben ;-)

Wenn doch das ganze Buch nur so wäre, wie die letzten 100 Seiten …

Vielleicht bin ich mit meinen Ende 40 einfach nicht die richtige Zielgruppe? Wobei … ich lese gerade ein Kinderbuch und bin hoffnungslos verzaubert und begeistert. Ich kann etliche Jugendromane aufzählen, die ich sehr gerne gelesen habe. Das kann es also nicht sein. Warum nur wollte es nicht klappen mit Mia, der Nicht-Katze und mir? Dafür hätte der Autor seine Figuren wohl etwas erwachsener wirken lassen müssen. Ich habe es so sehr gewollt und habe durchgehalten – bis zur letzten Seite. Auf den letzten gut 100 von den insgesamt 700 Seiten ist mir das noch nicht einmal mehr schwer gefallen. Denn hier dreht der Autor nochmal richtig auf, hat mich mitgenommen auf eine spannende Reise. Eigentlich … möchte ich nun doch gerne wissen, wie es weitergeht. Es waren schließlich auch einige gute Ideen in diesem Roman. Vielleicht greife ich zum Hörbuch, wenn der zweite Band (Das Spiel), der für Ende April 2018 angekündigt ist, in Deutschland erscheint. Mal sehen, ich bin noch unschlüssig.

Nevernight: Die Prüfung von Jay Kristoff

Genre und Leseprobe

Fantasy, Phantastik, New Adult
Leseprobe steht auf der Verlags-Webseite von Fischer Tor zur Verfügung

Übersetzung

Kirsten Borchardt (aus dem Englischen)

Noch ein paar Details

2017 erschienen bei Fischer Tor, ISBN 978-3-596-29757-3, 704 Seiten, gebundenes Hardcover mit Schutzumschlag

Weitere Meinungen

Nur weil mir der Roman nicht so gut gefallen hat, heißt das nicht, dass andere Leser*innen nicht davon begeistert werden konnten. Ganz im Gegenteil, denn Nevernight. Die Prüfung stand im November 2017 auf Platz 2 der Phantastik-Bestenliste (und die wissen, was sie tun!).
Außerdem möchte ich auf Niccis Rezension des Buches in ihrem Blog hinweisen, die Nevernight mit Haut und Haaren liebt: REZENSION: JAY KRISTOFF – NEVERNIGHT (Trallafittibooks).

Buchcover, zeigt eine junge Frau in schwarz mit weißroter Gesichtsbemalung und Schattenflügeln sowie einer Schattenkatze unten

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4 Comments

  • Cathy
    17. Februar 2018 at 18:26

    Hach ja, die Sache mit dem Cover. Ärgere mich schon seit einiger Zeit über das deutsche Cover, finde ich das Original-Cover so viel cooler. Und wen du sagst, die Protagonistin passt nicht recht zu dem Bild auf dem Cover, dann stimmt ja irgendwas nicht.
    Hab eine ganze Zeit mit dem Buch geliebäugelt und fand die Leseprobe auch echt stark, aber konnte mich einfach nicht überwinden, die deutsche Ausgabe mit diesem Cover, das ich so unglaublich doof finde im Vergleich, zu kaufen. Vielleicht also irgendwann mal die englische Version. Mal sehen …

    Reply
    • booknapping
      17. Februar 2018 at 18:32

      Mir gefällt das Cover sogar gut, aber es passt halt alles nicht zusammen. Ich weiß auch nicht, die Meinungen zu diesem Buch gehen sehr auseinander, vielleicht transportiert die englische Fassung ja auch ein etwas anderes „Bild“. Falls du es liest, melde dich unbedingt nochmal! :-)

      Liebe Grüße,
      Sandra

      Reply
  • Nicci Trallafitti
    10. Januar 2018 at 14:50

    Hey!
    Ach schade, ich habe das Buch ja sehr geliebt.
    Ich kann deine Kritikpunkte aber nachvollziehen und finde deine ehrliche Rezension toll :)
    Falls du den zweiten doch noch liest bzw. hörst wünsche ich dir ganz viel Spaß, vielleicht gefällt er dir ja besser, ähnlich wie die letzten 100 Seiten.
    Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr.

    Liebe Grüße,
    Nicci

    Reply
    • booknapping
      10. Januar 2018 at 19:12

      Danke, Nicci, für deinen Kommentar und die Blumen :-*
      Sollte ich den zweiten Teil „hörenlesen“ wirst du es mitbekommen – versprochen! :-D

      Liebe Grüße,
      Sandra

      Reply

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