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Fantasy

Drachengesänge 1: Der Untergang der Könige – Jenn Lyons

Buch neben drei Stäben an denen oben silberne Drachen befestigt sind

Eine Anhörung

Selten ist es mir so schwer gefallen, eine eigene Zusammenfassung oder auch nur einen Teaser zu einem Roman zu schreiben. Ich beginne daher diese Rezension mit einem Zitat des Chronisten (oder besser Kommentators?) Thurvishar D’Lorus aus seinem einleitenden Schreiben.

Euer Majestät,

im Folgenden findet Ihr eine vollständige Schilderung der Ereignisse, die dazu führten, dass die Hauptstadt niederbrannte. Vieles im ersten Teil basiert auf einer nachträglich niedergeschriebenen Unterhaltung zwischen zwei Personen, die an den Vorgängen maßgeblich beteiligt waren. […]

Ich hoffe, ein möglichst umfassendes Bild aller Begebenheiten wird Euch dazu bewegen, dem Erblord gegenüber Milde walten zu lassen. Diejenigen Ratsmitglieder, die für eine Anklage wegen Hochverrats und die Todesstrafe plädieren, kennen gewiss nicht die ganze Geschichte.

Euer Diener
Thurvishar D’Lorus

DRACHENGESÄNGE BAND 1: DER UNTERGANG DER KÖNIGE, S. 15

D’Lorus Aufzeichnungen beinhalten ein langes Gespräch zwischen dem jungen Kihrin, der sich in einem Verließ hinter Gittern befindet und Klaue, seiner Kerkermeisterin, die sich in dem Moment in der Gestalt einer jungen Frau um die zwanzig zeigt. Abwechselnd berichten die beiden aus ihren bewegten Leben, wie es zu dieser Situation überhaupt erst gekommen ist. Wobei Klaue aus verschiedensten Perspektiven erzählen kann, hat sie doch die Vorliebe die Gestalt derer anzunehmen, die sie selbst in den Tod geführt hat …

Neue Ideen und spannende Erzählweise

Jenn Lyons hat sich mit ihrer Reihe Drachengesänge etwas wirklich Neues ausgedacht. Über weite Strecken des Buches lässt sie uns Lesende, die von ihr geschaffene Welt und die Erlebnisse der zwei Erzählenden aus mehreren Perspektiven erleben. Nicht nur, dass die Story Kihrins abwechselnd von Klaue und Kihrin erzählt wird, kommt mit der Gestaltwandlerin gleich ein ganzes Potpürree von Blickwinkeln ins Spiel. Zusätzlich hat Lyons die Erzählstränge zeitlich versetzt laufen lassen, bringt sie mit der Zeit aber immer weiter zusammen. Ich finde das genial gelöst, zumal eine dritte Perspektive durch den diese Aufzeichnung kommentierenden Thurvishar hinzukommt. Dieser kann es sich nicht verkneifen in so mancher Fußnote seine eigene Meinung zu Äußerungen Kihrins und Klaues hinzuzufügen, Aussagen zu korrigieren und manchmal auch in die Welt einordnende Hintergründe zu geben. Beim Lesen dieses Romans ist eine gewisse Konzentration von Vorteil und ich habe an mir selbst beobachtet, wie ich immer mal wieder zurückgeblättert habe – unter anderem auch zu den oben zitierten einleitenden Worten.

Buch neben Kerzen auf einem weißen Hintergrund

Trotz des (zumindest zeitweise) jugendlichen Protagonisten Kihrin, geht es an manchen Stellen im Buch keineswegs zimperlich zu. Prostitution, Sklaverei, höfliche Intrigen und Morde sind keine Seltenheit auf den knapp 850 Seiten des Romans. Zugegeben, der Roman braucht etwas Anlaufzeit, was bei der Fülle an Seiten aber nachvollziehbar ist. Also gilt es durchzuhalten, mindestens erst einmal bis Seite 200, denn da wartet der erste „Knall(er)“ in der Story – zumindest für mich war es genau so. Und auch, wenn mir einige der später aufgedeckten Verstrickungen fremd blieben, kann ich zurückblicken auf einen intelligent konzipierten Roman.

Am Ende hat mich die Autorin mit diesem ersten Band der Drachengesänge-Reihe in eine spannende, ganz neue Welt mit eigenen Regeln entführt und mich dabei als Leserin mit einer ungewöhnlichen Erzählweise überrascht. Phantastisch und ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Die Menge konnte keine Einzelheiten erkennen, aber ich wusste, was er da hochhielt: einen von der salzhaltigen Luft schwarz verfärbten Silberfalken. Ein Teil meiner Seele war in dem Metall gefangen – das war mein Gaesch.

Kapitel 1: Die Sklavenauktion (Kihrins Geschichte), S. 25

„Leider kann ich ihn nicht dazu zwingen, eine Sklavin freizulassen, die er rechtmäßig erworben hat. Wenn er will, darf er sie ganz legal töten.“

Kapitel 18: Was Jarith entdeckte (Klaues Geschichte), S. 211

DER UNTERGANG DER KÖNIGE (DRACHENGESÄNGE 1) VON JENN LYONS
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Erschienen 2019 in der Hobbit Presse im Klett Cotta Verlag (Link auch zur Leseprobe)
863 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-608-96341-0, 25 Euro
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter und Michael Pfingstl
Originaltitel: The Ruin of Kings 1
Webseite der Autorin Jenn Lyons (Link)
Weitere Rezensionen u. a. bei den folgenden Bloggerkolleg*innen:
Bella’s Wonderland (Link)

Den Roman habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten.
Meine Meinung ist davon unbeeinflusst.

ACHTUNG: Es empfiehlt sich dringend, den sich neben dem Glossar, einer Liste der Adelshäuser und den Hinweisen zur Aussprache auf den Seiten 862/863 befindlichen Stammbaum der Herrscherhäuser nicht vor der Lektüre des Buches anzusehen! Damit könnte man sich den „Spaß“ verderben, so einiges erst nach und nach zu entdecken.

Cover des Buches zeigt einen silbernen Drachenkopf

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4 Comments

  • Pink+Anemone
    3. April 2021 at 16:11

    Törööööö,
    Bevor ich mich beim Gewinnspiel für den 2. Band bewerbe, wollte ich natürlich erstmal Deine Rezi zum 1. Band lesen und … tja… Jetzt bist Du scheinbar nicht nur meine Comic-Anfixerin, sondern auch noch bei Büchern. Wo soll das nur enden???? 1. Band wird gleich mal bestellt, eine weitere Fantasy-Reihe wird also auf meinen Nachttisch landen (ich brauch eindeutig einen größeren Nachttisch…und größere Wohnung XD ).
    Danke für die tolle Rezension und die Entdeckung dieser Fantasy-Reihe!!

    Busserl
    Conny

    Reply
    • booknapping
      4. April 2021 at 13:06

      Hi Conny :-D
      Größerer Nachttisch IN einer größeren Wohnung wäre wohl die perfekte Kombi XD
      Danke für die Blumen, liebe Conny und ich kann dir nur raten, dir das Verlagsprogramm ganz genau anzuschauen *hehe*. Sub-Zuwachs ist vorprogrammiert.
      Liebe Grüße
      Sandra

      Reply
  • Elisa
    17. Januar 2020 at 12:37

    Hallo Sandra,

    ich hatte schon länger Interesse an dem Buch, aber ich wusste nicht, dass es so aus verschiedenen Blickwickeln erzählt wird.
    Dies lässt es noch interessanter klingen.
    Danke für die Rezension.

    Elisa

    Reply
    • booknapping
      22. Januar 2020 at 21:21

      Hi Elisa,
      ja – das macht es interessant. Zudem Klaue ja von sich aus schon verschiedene Perspektiven mitbringt ;-)
      LG
      Sandra :-)

      Reply

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