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Buchrezension / Phantastik / Science Fiction

Giganten überall – Sylvain Neuvel: Giants. Zorn der Götter

E-Book "Giants. Zorn der Götter" steht auf einem schwarzen Hintergrund, rechts daneben ein orangefarbener Kunststoffroboter

Erst kürzlich las ich den ersten Band von Sylvain Neuvels Debütreihe „Giants. Sie sind erwacht“ und obwohl mich das Buch nicht vollends begeistert hat, machte mich doch der Cliffhanger neugierig auf die Fortsetzung. Achtung: Der folgende Text gibt zum Teil Hinweise auf das Geschehen im ersten Band.

Giants. Sie sind zurück

So könnte der Titel dieses zweiten Bands in der Reihe heißen, denn wortwörtlich sind die Aliens nach einer Pause von zehn Jahren zurück. Inzwischen hat sich allerdings einiges getan. Themis wurde reaktiviert, die Erdverteidigungsgruppe (EVT) wurde gegründet und Dr. Rose Franklin hat die Führungsrolle übernommen. Themis hat in den zehn Jahren mehr für Werbezwecke und Präsentationen hingehalten als dass sie ihrer Bestimmung nach als Kampfmaschine eingesetzt wurde. Dann aber geschieht etwas, dass sämtliche Kritik an der Existenz und nicht unerheblichen Finanzierung der EVT ersterben lässt. Es taucht ein weiterer riesiger Roboter auf. Mitten in London. Er ist etwas größer als Themis, hat männliche Merkmale und steht einfach nur da. Aus dem Nichts tauchte er plötzlich im Park auf und nun steht er da ohne jegliche Bewegung.

… Bis das Militär sich schließlich entscheidet „Präsenz“ zu zeigen. Aber das scheint der falsche Weg gewesen zu sein. Die Aliens schlagen zu und zwar so tödlich, wie sie zuvor still und unbeweglich waren.

Erstkontakt

Einzig die Tatsache, dass Rose Franklin in diesem Folgeband wieder dabei ist, hat mich überzeugt, auch diesen zweiten Roman zu lesen. Mich interessierte brennend, warum und wie sie von den Toten zurückgekehrt ist. Die vom Autor dann recht schnell gelieferte Erklärung war für mich plausibel, wenn ich auch denke, dass wesentlich mehr draus gemacht hätte werden können. Ohne jetzt vorzugreifen, scheint das Ende aber auch Platz für weitere „Abenteuer“ der Protagonisten zu lassen. Daher: wer weiß?

Sylvain Neuvel erzählt in „Giants. Zorn der Götter“ erneut in kurzen Kapiteln. Neben Interviews, Berichten und Briefen kommen nun aber auch Monologe hinzu. Auch wechselt der Fragensteller nach einer Weile auf eine andere Person, was insgesamt endlich etwas Abwechslung in die Erzählweise bringt.

Der Erstkontakt in London wirkte auf mich authentisch und leider vermutlich auch sehr nah an dem, wie die Menschheit sich tatsächlich in einer solchen Situation verhalten würden. Neuvel zeigt hier viel Gespür für eine realistische Darstellung seiner fiktiven Kontaktaufnahme mit außerirdischen Besuchern auf der Erde.

Schnell, spannend, humorvoll – aber ohne Verbindung zu den Figuren

Bis zur Hälfte war ich regelrecht begeistert vom Buch. Science Fiction mit hohem Unterhaltungswert, stellenweise lustig, dann wieder bedrohlich, hin und wieder überraschend und durch die schnelle Schnitte und Szenenwechsel außerdem spannend und schnell. Nun kommt das Aber: Mit zunehmender Seiten- und auch Opferzahl fiel mir auf, dass mir sämtliche Charaktere „egal“ waren. Selbst die Protagonisten hätten beliebig durchgetauscht werden können, ich hätte sie nicht vermisst. Dies war der Grund, der mir den Spaß an der Lektüre dann wieder genommen hat. Sehr schade, denn tatsächlich konnte mich der Autor mit ungeahnten Storywendungen am Ende doch noch überraschen. Aber was nützt die beste Geschichte, wenn die Figuren selbst blass bleiben und selbst ihr Sterben mich als Leserin gleichgültig an der Seite stehen lässt.

Zum Ende hin war ich immer weniger begeistert und kann heute nicht sagen, ob ich einen weiteren Band lesen würde. Für mich wäre das momentane Ende des Romans auch perfekt – ich würde hier kein weiteres Buch erwarten und die Geschichte nicht fortführen. Vielmehr sollte dies in der Fantasie der Leserinnen und Leser geschehen, da ist bei dem leicht offenen Ende doch so einiges möglich.

Und doch (auch) ein Jugendbuch?

Schon in meiner Besprechung des ersten Romans hatte ich „Giants“ in der Science Fiction-Jugendbuchsparte vermutet. Auch dieser zweite Band ist meines Erachtens nach sehr gut auch für ältere Jugendliche geeignet. Die verwendete Sprache ist recht einfach, selbst die technischen und wissenschaftlichen Aspekte sind detailliert erklärt und einige der Hauptfiguren wirken zumindest auf mich jugendlich.

Zusammengefasst hat mich das Buch zwar gut unterhalten, ich würde es allerdings allenfalls als leichte schnelle Lektürekost empfehlen, übertragen auf ein anderes Medium wäre es richtig gutes Popcorn-Kino.

Sylvain Neuvel – Giants. Zorn der Götter, erschienen am 09.06.2017 im Heyne Verlag, aus dem Amerikanischen übersetzt von Marcel Häußler
Paperback: ISBN 978-3-453-53480-3, 480 Seiten
E-Book (epub): ISBN 978-3-641-16816-2
Das E-Book (ohne DRM) gibt es z. B. bei beam.
Eine Leseprobe gibt es hier

Weitere Rezensionen zum Buch findet ihr beispielsweise im Medien Journal und bei life4books.

Buchcover des Romans zeigt einen Roboterkopf

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2 Comments

  • kaisuschreibt
    14. Juli 2017 at 12:01

    Das mit den Charakteren, die einen nicht begeistern wollen kenn ich – allerdings nicht aus diesem Buch. Hier war ich schon traurig als ein gewisser Herr verstorben ist. Ich mochte seine Art sehr :( Ich glaub es gibt auch noch einen weiteren Band – bin mir aber nicht sicher *grübel* es nennt sich ja im original „Themis Files“ und die könnten Spielraum für mehr geben.

    Reply
    • booknapping
      16. Juli 2017 at 16:40

      Wenn ich das Nachwort so lese, glaube ich an eine Serie mit ganz vielen möglichen Teilen. Das Ende lässt ja auch einiges offen :-)

      Liebe Grüße,
      Sandra

      Reply

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