MENU
Fantasy

Zurück nach Night Vale. Der lächelnde Gott von Fink & Cranor

Buch vor einem roten Kissen

Vier Jahre lebt Nilanjana nun im beschaulichen Städtchen Night Vale. Und noch immer hat sie sich nicht ganz an die Besonderheiten der Stadt und dessen Bewohner*innen gewöhnt. Als Wissenschaftlerin arbeitet sie an einem natürlichen Pestizid, sodass bei Erfolg, die Bauern endlich kein Feuer mehr einsetzen müssen. Schließlich ist Feuer zwar wirkungsvoll, vernichtet aber auch fast immer die gesamte Ernte gleich mit. Nilanjanas Kollegin Luisa untersucht das Verhalten von Kartoffeln, die sie mit Enttäuschung konfrontiert. Ein sehr angesehenes Projekt. Aber diese scheinbare Idylle wird von einer Katastrophe erschüttert, als ein Haus am Rande Night Vales, mitsamt seines Bewohners und all seiner Miniaturkunstwerke in einem großen Loch verschwindet. Nur kurz hatte sich das Erdbeben angekündigt, für den Betroffenen gab es keinen Ausweg.

Es bleibt nicht bei diesem einen Vorfall, auch das beliebte Schnellrestaurant Big Rico’s Pizza muss dran glauben. Verschwindet in einem großen Loch und das obwohl es dort doch die beste Pizza Night Vales gab! Eine echte Katastrophe. Bei Rico gab es leckere Pizza ganz ohne sich in Schlangen verwandelnden Weizen, der seit entsprechender Vorkommnisse in 2012 in Night Vale strengstens verboten ist. Als Nilanjana nun den Auftrag erhält, der Ursache der Vorfälle auf die Spur zu gehen, gelangt die Kirche „Die Freudige Vereinigung des Lächelnden Gottes“ in ihren Fokus. Ihr Gott ist ein riesiger alles verschlingender Tausendfüßler.

Wie bitte?

Wer sich diese Frage stellt, hat vermutlich noch nie etwas von Night Vale gehört. Dieser US-amerikanischen Kleinstadt in der das tägliche Leben seinen eigenen Regeln folgt. In der Gestaltwandler neben Menschen leben und das gesamte Treiben von Aliens beobachtet wird. In einer Stadt in der Bibliothekare bissige Bestien sind und es ein Haus gibt, dass in eine andere Dimension führt. Night Vale ist eine Schöpfung von Joseph Fink und Jeffrey Cranor, die regelmäßige Podcasts aus der Stadt inszenieren (Welcome to Night Vale Podcast). Neben diesem Audio-Erlebnis sind mittlerweile zwei Romane erschienen, Der Lächelnde Gott ist der zweite Band. Dieser ist in sich abgeschlossen und auch, wenn einzelne Personen aus dem ersten Buch (Willkommen in Night Vale) auftauchen – schließlich ist die Stadt ja auch nicht sehr groß – sind beide Romane in sich abgeschlossen. So taucht in Der lächelnde Gott mit Nilanjana auch eine neue Protagonistin auf.

Warum liebe ich es?

Night Vale ist einfach so herrlich „normal“ mit seinen ganz eigenen Regeln in dieser für unser Realitätsverständnis so völlig „unnormalen“ Stadt. Zurück in Night Vale fühlte ich mich zu Hause, ich liebe die absurde Normalität. Beispielsweise wie die in Night Vale Geborenen die zugezogene Nilanjana immer wieder mit laufen Rufen „Eindringling!“ begrüßen, sich im nächsten Satz aber freundlich mit ihr unterhalten. Nur eines von vielen Beispielen. Night Vale zeigt, dass die Dinge, die uns im Zusammenleben beschäftigen unabhängig davon sind, ob wir in einer Gesellschaft mit Vampiren, Aliens oder Menschen leben. Immer gibt es gesellschaftliche Normen und Gewohnheiten und auch Gesetze, Religionen, Diskriminierungen und Verbrechen gehören hier wie dort zur Tagesordnung.

In Der lächelnde Gott geht es vordergründig um den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion – um religiösen Eifer, Vergötterung, dadurch entstehende Abhängigkeiten und Zwänge. Liebe, Freundschaft und der besondere Humor allerdings sind die Motive, die dem Roman die Liebenswertigkeit und Authentizität geben. Sie lassen mich immer wieder gerne in die skurrile Welt von Night Vale reisen.

Die Lobby wirkte so nüchtern wie das Äußere des Gebäudes: beigefarbener Teppichboden, Büschel von Kabelenden, die wie junge Triebe in einem Garten aus dem Boden ragten, beigefarbene unregelmäßig gestrichene Wände, auf denen man die Pinselstriche erkannte, ein Trinkbrunnen und die üblichen sechs Toilettentüren (Männer, Frauen, Nein, Unsicher, Engel und Dieses allzu feste Fleisch).
Der lächelnde Gott von Cranor & Fink, S. 62

Vergleichbares?

Ein wenig Tremors, Twin Peaks, Twilight Zone und Picket Fences, das sind die Zutaten für diesen phantastischen Roman. Interessant, dass mir eher TV-Serien und Filme einfallen, wenn ich über ähnliche Stoffe nachdenke. Und es ist nicht verwunderlich, dass ich diesen Roman über eine Riesentausendfüßler anbetende „Kirche“ und ein Dimensionstor in Form eines Wohnhauses mag. Denn ich liebe all diese als Vergleich herangezogenen Serien- und Filmerzeugnisse. Da passt Der lächelnde Gott nun einmal genau mittenrein.

Der Roman ist nie albern, trotzdem humorvoll. Er ist tiefgründig, phantastisch und auch … ziemlich abenteuerlich. Empfehlenswert für alle, die sich am Absurden erfreuen können. Und das außerdem in einer richtig guten Sprache.

 

Anzeige

Der lächelnde Gott. Ein Roman aus Night Vale

Geschrieben von

Joseph Fink & Jeffrey Cranor

Übersetzt

aus dem Englischen von Birgit Herden
Originaltitel: It Devours

Genre und Leseprobe

Phantastik
Eine Leseprobe finden sich auf der Verlagswebseite: Leseprobe beim Verlag

Noch ein paar Details

Erschienen 2018 in der Hobbit Presse des Klett Cotta-Verlags (Taschenbuch, ISBN 978-3-608-96263-5, 336 Seiten).

Das Buch habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten.
Meine Meinung ist davon völlig unbeeinflusst.

 

Gelbes Cover des Buches

Der lächelnde Gott – Cover

DU WILLST MEHR?

TRAG DICH EIN UND ERHALTE DIE NEUESTEN BEITRÄGE PER E-MAIL!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

No Comments

    Leave a Reply

    Mit Absenden deines Kommentars akzeptierst du meine Datenschutzbestimmungen.

    Cookie Consent mit Real Cookie Banner