Was ich meinte zu wissen:
- Mich erwartet ein feministisches Fantasy-Setting
- Es gibt Drachen. Drachen, Leute, Drachen!
- Die Story ist nicht kitschig (ist nicht meins) und es handelt sich nicht um Romantasy.
- Optisch, also ganz oberflächlich, ist das Buch ein absolutes Highlight. Schaut euch nur den Farbschnitt an *Herzchen in den Augen*
Was ich bekam – und nicht erwartet hatte:
- Die Story ist noch viel besser als ich zu hoffen gewagt hatte.
- When Women Were Dragons ist zutiefst feministisch, aktivistisch, aufrüttelnd und setzt die Unterdrückung von Frauen in ein Spotlight.
- Female Rage! Dieser Roman hat mich wütend gemacht, Seite um Seite, gut wütend. Und betroffen, glücklich, zufrieden, verletzt – wow, davon möchte ich mehr.
Alex erlebt das große Drachenwandeln als junges Mädchen. Hunderttausende Frauen verwandeln sich, entwickeln Krallen, fahren buchstäblich aus ihrer Haut, werden zu fliegenden schillernden Geschöpfen. Und sie rächen sich an Männern, brennen mit ihrem Atem Häuser nieder. Zerschlagen „Altlasten“ aus ihrem Leben mit kräftigen Beinen und Drachenschwänzen. Verlassen ihr vorheriges Zuhause fliegend und kehren nie zurück … Oder doch?
Bei diesem Ereignis im Jahr 1955 verliert Alex auf diesem Weg ihre geliebte Tante. Ihr Vorbild, die Frau, die als Flugzeugmechanikerin Karriere machte. Wie konnte sie nur? Alex bleibt nur ihre heißgeliebte Cousine Bea, die damit sie nicht (in Schande) ohne Mutter aufwachsen muss, in Alex‘ Familie aufgenommen wird. Von dem Moment an gehört sie dazu, ist „offiziell“ Alex‘ Schwester, die drachengewandelte Mutter wird verschwiegen als hätte sie nie existiert.
Aber das Leben in dieser Familie ist geprägt von einem Vater, der nie wirklich da ist. Einer Mutter, die sich den Anforderungen an eine anständige Frau fügt, dabei aber innere Kämpfe auszufechten scheint. Und schließlich der kleinen Bea, die viel Gefallen an dem Verbotenen zu finden scheint …
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Titel: WHEN WOMEN WERE DRAGONS
Autorin: Kelly Barnhill
Übersetzung: Isabelle Gore
Erschienen: 4. November 2024
Verlag: Cross Cult
Ausgabe: Limitierte Collector’s Edition, Hardcover mit Schutzumschlag, farbiger Buchschnitt, Lesebändchen und Miniprint, 448 Seiten, 26 Euro, ISBN: 978-3-98666-647-7
Es gibt auch eine Softcover-Ausgabe für 18 Euro.
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Female Rage
Die, aus meiner Sicht, perfekte Überschrift für einen Text über diesen Roman von Kelly Barnhill. Nein, dies ist nicht der Drachen-Fantasy-Roman, den ich erwartet hatte. Ich beschreibe ihn lieber als femistischen Roman, der die Wandlung von wütenden unterdrückten Frauen in Drachen als Metapher nutzt. Sie streifen ihre angepasste Haut ab, lösen sich von allem, rächen sich. Dem Drang zu widerstehen, ist schwer, zu aufgebracht sind sie, zu viel haben sie einstecken müssen. Wenn es nach der patriarchalischen Gesellschaft geht, dürfen sie nicht forschen und schon gar keinen beruflichen Erfolg haben.
Besonders im ersten Drittel kam die Wut in mir hoch, ich konnte den Widerstand mit jeder Faser nachspüren. So viele Ungerechtigkeiten, das war kaum zu ertragen. Ich erkannte mich wieder in Alex, die sich selbst mathematische Textaufgaben ausdachte und gerne in die Bibliothek ging.
»Genug jetzt«, sagte mein Vater und wedelte wütend den Qualm davon. »Alexandra, geh ins Wohnzimmer.« Er funkelte meine Tante wütend an. »Wen kümmern ihre mathematischen Berechnungen und wissenschaftlichen Arbeiten? Oder Abschlüsse und Auszeichnungen? Es erinnert sich sowieso niemand daran. Wozu braucht sie ein Hochschuldiplom, wenn sie als Hausfrau wunschlos glücklich ist? Reine Geldverschwendung, wenn du mich fragst. […]«
When women were dragons, S. 42 von Kelly Barnhill © 2025 Cross Cult Verlag
So viele Parallelen

In der Mitte des Romans wird die Stimmung ruhiger, aber nicht weniger bewegend. Die Wut tritt etwas in den Hintergrund, die Stimmung wird bedrückter, für manch einen vermutlich auch trauriger. Beobachte ich einige Tendenzen in unserer Welt, sehe ich viele Parallelen in den Taten der Rückwärtsgewandten in unserer Gesellschaft. When Women Were Dragons verdient viele, sehr viele Lesende.
Von mir gibt es eine dicke, fette Empfehlung und ganz klar auch für Menschen, die keine Fantasy lesen (auch wenn ich das nicht verstehe *lach*). Tatsächlich tritt der „Fantasy“-Aspekt zeitweise in den Hintergrund, für mich war er das aber eh die ganze Zeit.
When Women Were Dragons vermittelt eine wichtige Botschaft. Und neben den vielen aufwühlenden Emotionen kann Kelly Barnhill mit ihrem Roman auch eines erreichen: Hoffnung geben! Lasst euch das nicht entgehen.
4 Comments
Mi
8. Mai 2025 at 08:35Das klingt so richtig gut =) Freue mich drauf!
booknapping
9. Mai 2025 at 07:59Kannst du, ich wünsche dir viel Freude und Wütendsein beim Lesen :-)
RoXXie
8. Mai 2025 at 08:11Hey Sandra,
das Buch habe ich schon oft gesehen und als es im englischen Original herauskam hatte ich es mir auf die WuLi gesetzt.
Deine Rezi hat das Buch auf jeden Fall ein wenig höher gespült.
Ich denke, wir als alle Frauen in der Gesellschaft sind noch nicht wütend genug und wir sollten viel lauter und wütender werden.
Cheerio
RoXXie
booknapping
9. Mai 2025 at 07:59Danke dir, vielleicht liest du es irgendwann. Ich finde, es lohnt sich.
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