Ballade für Sophie von Melo & Cavia

Ich bin verliebt in den perfekten Unperfektionismus des Künstlers Juan Cavia. Und tief berührt von der dichten Atmosphäre, die Filipe Melo in seinem Szenario zeichnet.
Warum Ballade für Sophie zum Dahinschmelzen gut ist, habe ich kürzlich für Der COMICtalk in Worte gefasst. Das von Stefan Servos fantastisch geschnittene Gesamtergebnis findet ihr unten im Beitrag. Viel Spaß :-)

Adeline ist fest entschlossen – sie möchte den zurückgezogen lebenden Pianisten Julien Dubois zu einem Interview überreden. Bisher hat niemand mehr als wenige Sätze aus ihm herausquetschen können. Aber sie ist hartnäckig, möchte mehr über sein Leben erfahren, seine Siege in musikalischen Wettstreiten, seine Erfolge – er muss unfassbar viel zu erzählen haben. 

Adeline scheitert zunächst und schafft es dann doch, das Eis zu brechen. Julien beginnt zu erzählen … Davon, wie er 1933 gegen Francois Samson antrat. Der hagere Kontrahent hatte ein geradezu magisches Talent – verzauberte sein Publikum. Und doch ging Julien als Sieger aus diesem Duell hervor und nicht nur aus diesem …

Darüber, wie seine Mutter sich den Nazis überließ, er daraufhin floh und über die Schmach nach Ende des Krieges.  Madame Dubois sah nur einen Ausweg – das Talent ihres Filius’ musste in erfolgversprechende Hände. Dies war die Geburtsstunde Eric Bonjours, der im Laufe der nächsten Jahrzehnte über 70 Millionen Platten verkaufen sollte. Und sich dennoch nie richtig glücklich fühlte.

Ballade für Sophie mit “Aufstieg und Fall eines Rockstars” zu untertiteln mag seltsam klingen für eine fiktive Biografie eines Pianisten, und dennoch würde dieses Label sich gut darauf machen. Szenarist Filipe Melo führte mich durch das Leben eines scheinbar zermürbten Künstlers, der allein mit Kater und Haushälterin seinen Lebensabend verbringt. Dabei ließ der Autor immer wieder durchscheinen, welch liebevolles Wesen in dem Griesgram schlummert. Wie erschöpft er von seinem Leben ist, welche Schuld und Geheimnisse seine Seele belasten und auch wieviel Scham er verspürt.

Optisch begeisterte mich der Comic mit einem perfekten Unperfektionismus. Faltenschlagende Teppiche, ein von Licht und Rauch gegerbter Plattenspieler-Deckel, Figuren deren Gefühle in Gesten und Mimik abzulesen sind – Juan Cavias Zeichnungen und Farben sind meisterlich in allen Details.

Mit ihrer Graphic Novel überschreiten die Autoren die Grenzen unserer Welt, nutzen die Möglichkeiten des magischen Realismus und bleiben dabei doch ganz nah an der Wirklichkeit.

Schwebend, herzergreifend, voller Hingabe zur Musik und dem Leben – eine rundum gelungene und emotionsgeladene Ballade.