Zu einer Zeit, in der die Dänen die Macht über Island haben. In der Grimrs Heimat gebeutelt ist von der Besatzung und einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen. In der die Menschen aufgrund von Hunger und Hoffnungslosigkeit an ihre Grenzen gehen müssen, um zu überleben. Ausgerechnet in dieser Zeit überlebt der Junge Grimr als einziger seiner Familie einen verheerenden Vulkanausbruch. Als Waise wird er von Sklavenhändlern aufgelesen. Doch diese kennen Grimrs ehrgeiziges Wesen noch nicht. Er befreit sich, trifft schließlich auf den Tagedieb Vigmar Arnarsson. Liebevoll kümmert dieser sich um Grimr, der bei ihm zu einem nahezu hünenhaften kräftigen Mann heranwächst. Aber das Schicksal wartet mit schwerer Last auf Grimr. Kaum hat er die Liebe entdeckt, schlägt es zu …
Direkt aus einem Vulkan
Die Covergestaltung von Die Saga von Grimr verspricht nicht zu viel. Beeindruckend sind die vermutlich mit Wasserfarben angefertigten Zeichnungen des Autor. Sie bieten einen Blick direkt in Islands wilde und ungestüme Natur. Ich war noch nie in Island, aber so stelle ich mir das Land vor, in dem das Szenario spielt. Unberechenbar mit plötzlich aufsteigenden Geysiren, aktiven Vulkanen und weiten von Schneefeldern bedeckten Landschaften. Grimr Enginsson scheint in seiner eigenen „Wildheit“ und Kraft diesem Land zu entsprechen. Als wäre er selbst ein Teil von Islands Landschaft und Charakter. Ich habe mir vorgestellt, Grimr wäre aus einem Vulkan geboren.
An das Aussehen des Protagonisten konnte ich mich allerdings das gesamte Buch über nicht gewöhnen. Ich mochte es einfach nicht, Grimr blieb mir stets fremd und ich wollte mich ihm auch nicht annähern. Als würde mich sein bloßes Aussehen, seine Ausstrahlung von ihm fern halten. Vielleicht war genau dies das Ansinnen des Autors? Dann hätte er ins Schwarze getroffen.
Ausgezeichnet
Die Saga von Grimr erhielt in Angoulême den Preis als bestes Album 2018. Mir jedoch hat sich die Story nicht derart erschlossen, als dass ich ihn überhaupt auf eine Nominierungsliste gesetzt hätte. Trotz der wirklich atmosphärischen und beeindruckenden Bilder habe ich keinen emotionalen Zugang zur Geschichte bekommen. Am Ende habe ich mich sogar gefragt, woher der Autor die Inspiration genommen hat. Was seine Veranlassung war, von diesem „sagenhaften“ Mann im Island des 18. Jahrhunderts zu erzählen. Zwar sehe ich Parallelen zwischen Bevölkerung und Protagonist. Beide sind auf ihre Art ausgeliefert. Während die Natur Islands sich mit seinen natürlichen Mitteln wehrt, tut Grimr im Grunde nichts anderes. Ist es diese Allegorie, die die Augoulême-Jury so beeindruckt hat? Die Frage wird wohl unbeantwortet bleiben müssen.
Zurückblickend handelt es sich um eine ungewöhnliche Geschichte über ein tragisch verlaufendes Leben eines Mannes in einem faszinierenden Land mit geradezu atemberaubender Natur. In Zeiten großer Not und Verzweiflung wird ein ausgegrenzter Mensch zu einer Sagengestalt und damit unsterblich. Vom Niemand zur Legende. Grimr hat’s geschafft!
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Die Saga von Grimr
Szenario / Zeichnungen
Jerémie Moreau
Genre und Leseprobe
Graphic Novel. Comic. Historisch. Sage.
Eine Leseprobe gibt es hier beim Avant Verlag
Noch ein paar Details
Im September 2018 erschienen im Avant Verlag, ISBN 978-3-945034-97-2, 232 Seiten, Hardcover, Euro 30
Weitere Rezension zu diesem Band zum Beispiel auf:
Bizarroworldcomics (Link)
Den Comic habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten.
Meine Meinung ist davon völlig unbeeinflusst.
2 Comments
Mi
20. Dezember 2018 at 15:08Bei Comics ist mir der Zeichenstil sehr wichtig. Wenn ich damit nicht warm werde, habe ich auch zur Geschichte keinen echten Zugang, egal wie gut sie sein mag.
Und die Saga von Grimr ist so ein Fall – ich mag die Bilder nicht. Geschichten aus alten Zeiten, Sagen, Legenden … das mag ich alles unheimlich gern. Auch außergewöhnliche Zeichenstile. Aber hier mag ich die Gesichter der Personen so überhaupt gar nicht. Alles sieht grimmig und böse und teilweise so gemein/dumm aus, da sträubt sich leider alles in mir, es zu lesen. :(
Vielleicht entgeht mir was.. aber man muss ja nicht alles lesen O:)
Liebe Grüße an Dich und Danke, dass Du es vorgestellt hast ^_^
booknapping
21. Dezember 2018 at 08:25Hallo Mi,
ich kann gut nachvollziehen, was du sagst. Mir hat vor allem das „Aussehen“ Grimrs und die damit verbundene Ausstrahlung auch nicht gefallen. Mir ist dieser Charakter, der ja immerhin der Protagonist ist, dadurch auch stets fern geblieben. Insgesamt ist dieser Band nicht wirklich „mein“ Buch. Danke für deinen Kommentar und ich stimme dir 100% zu, wir müssen ja nicht alles lesen :-D
Liebe Grüße,
Sandra
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