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Comicrezension

SuperMutant Magic Academy von Jillian Tamaki

Comic vor einem roten Kissen, daneben eine Postkarte mit dem Comiccover

Im Grunde ist die SuperMutant Magic Academy eine stinknormale Schule mit Schülerinnen und Schülern, die stinknormale Probleme haben. Sie stehen im Diskurs mit sich selbst, zweifeln an ihrem Äußeren. Haben Pickel, fühlen sich hässlich. Sind von sich überzeugt oder verkriechen sich immer wieder in Selbstzweifeln. Sie verlieben sich, gehen sich aus dem Weg, reden übereinander, haben Spaß miteinander. Alles ganz alltäglich für Jugendliche. Nur eins ist anders an der SMMA – die Schüler*innen entsprechen nicht unbedingt unserer Form von „Normalität“. Aber was ist schon „normal“?

Sie können zaubern und auf Besen fliegen. Manche haben Tiergestalt oder sind unsterblich. Ihre Besonderheiten sind vielfältig und doch eint sie das eine Schicksal, die Schule erfolgreich abzuschließen.

Anders als erwartet

In SuperMutant Magic Academy finden sich hauptsächlich 1-seitige Comicstripps, die aus dem Leben der „Students“ erzählen. Es dauerte einige Seiten, bis ich die Überraschung überwunden hatte, dass mich hier keine zusammenhängende Story erwartete. Vermutlich stand es irgendwo in den Ankündigungen, was ich aber übersehen haben muss. Die losen einzelnen Comics haben zwar einen übergeordneten Zusammenhang, erzählen aber eben keine fortlaufende Story. Schöpferin Jillian Tamaki hat einige immer wiederkehrende Figuren erschaffen und erinnert damit mit ihrer SuperMutant Magic Academy an die Peanuts -, die bei ihr halt etwas älter sind und besondere Fähigkeiten haben. Eine gewisse Allegorie, dass junge Menschen sich selbst oft als „Mutanten“ wahrnehmen, wenn der Wechsel ins Leben als Erwachsener ansteht, sie den Campus verlassen, ist hier sicher nicht vom Tisch zu weisen.

Lieblinge

Einmal an die unerwartete Erzählweise gewöhnt, habe ich ganz schnell Lieblinge unter den Zaubermutanten gefunden. Da wäre beispielsweise Frances, die selbstbewusst und mit ihren aufrüttelnden Kunstprojekten auf Missstände hinweist, wenn sie sich mit Müll übergießen lässt und sich damit zum zentralen Objekt ihrer eigenen Ausstellung macht. Mitten auf dem Campus natürlich. Aktionen mit Tierblut oder Auftritte als Flitzerin sind nur zwei weitere Beispiele. Frances ist so wunderbar schräg, selbstbewusst und von ihrem Tun so tief überzeugt – einfach liebenswert!

Ausschnitt Leseprobe

SuperMutant Magic Academy Seite 17 (Frances)

Oder Trevor, der mit seinen weißen pupillenlosen Augen und dem von einem Blitz gezierten kahlen Schädel stets seinen Mitschüler*innen das Leben schwer macht. Er ist der Rowdy, macht andere fertig, lebt seine „Bosheit“ aus. Aber zwischen den Panels habe ich immer wieder gesehen, wie er versuchte seine eigene Unsicherheit zu kompensieren.

Ausschnitt Leseprobe

SuperMutant Magic Academy Ausschnitt Seite 74 (Trevor + Marsha)

Und Marsha – achja, Marsha, die ihrer besten Freundin einfach ihre Liebe und Zuneigung nicht gestehen kann. Marsha, die immer hart zu sich selbst ist, sich als hässlich empfindet und noch einen langen Weg bis zur Selbstliebe vor sich hat. Ich liebte es, sie beim Fußballtraining zu beobachten, wie sie immer und überall tough sein wollte, ich als Leserin aber gleichzeitig ihre gefühlvolle Seite sah, die sie niemandem zeigen wollte. Ach, Marsha.

Leseprobe Seite 192

SuperMutant Magic Academy Seite 192 (Marsha)

Schlicht, kurz und treffsicher

Tamaki bringt so ziemlich alles zur Sprache, was zum Leben dazu gehört – nicht nur auf dem Campus der SMMA. Sexualität, Mobbing, Selbstzweifel. Liebe, Eifersucht, Definition über Äußerlichkeiten, Angst, Glück, Diskriminierungen. Ihre Schwarzweißzeichnungen sind relativ schlicht, manche auch mal mit wenig Farbe durchbrochen. Wenige sehen aus als wären sie aus einem früheren Stadium, wirken eher wie Skizzen, in denen die Personen kaum erkennbar sind. Ich konnte nicht jeden Humor, jedes Ziel der einzelnen Häppchen nachvollziehen. Ungefähr ein Drittel der Stripps gefiel mir aber außerordentlich gut. Am Stück gelesen ist der Comic etwas langatmig, ich musste einige Male absetzen. Insgesamt aber haben mich die „Kids“, die ja eher Jugendliche sind, mit ihren Alltagsprobleme gut unterhalten. Gäbe es hierzulande einen täglichen Zeitungsstripps, würde ich ihn lesen!

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SuperMutant Magic Academy

Szenario / Zeichnungen

Jillian Tamaki
Übersetzt aus dem Englischen von Jan Dinter

Genre und Leseprobe

Comic. Comicstripps. Student’s life.
Eine Leseprobe gibt es hier bei Reprodukt

Noch ein paar Details

Im September 2018 erschienen im Berliner Verlag Reprodukt, ISBN 978-3-95640-167-1, 280 Seiten, Softcover (Klappenbroschur), Euro 24

Preisträger: SuperMutant Magic Academy hat gleich drei Preise gewonnen: einen Eisner und zwei Ignatz

Weitere Rezension zu diesem Band zum Beispiel bei der Comic-Couch (Link)

Den Comic habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten.
Meine Meinung ist davon völlig unbeeinflusst.

Mädchen sitzt in Schulkleidung an einem Tisch, liegt mit dem Kopf auf den Armen

SuperMutant Magic Academy Cover

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