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Comicrezension

Science Fiction fünffach Feature

Stapel mit fünf Hardcover-Comics

Science Fiction ist mein Lebenselixier, Literatur sowieso und Comics insbesondere. Im Folgenden stelle ich euch eine Auswahl von fünf SF-Comics vor, darunter ein Highlight für mich, das mich überrascht hat. Ahnt ihr schon, welches es ist? Ich bin gespannt, ob ihr richtig liegt. Müsste ich tippen, würde ich übrigens falsch liegen.

Dune (Buch 1) – Herbert/Anderson/Allén/Martín

Comiccover in orange-rot zeigt die zweii Sonnen von Arrakis DUNE
DUNE 1 © Herbert/Anderson/Allén/Martín / Splitter Verlag

Nach dem Abzug der Harkonnen wird die Familie Atreidis vom fruchtbaren Caladan auf den wohl konträrsten Punkt im Universum – Dune – versetzt. Auf dem Wüstenplaneten wird das allseits begehrte Spice abgebaut, das in Verbindung zu den mehrere hundert Meter langen Würmern zu stehen scheint. Einzig die blauäugigen Fremen leben in Einklang mit dem unwirtlichen Planeten. Paul Atreidis jedoch, der von seiner Mutter Jessica in den Lehren der Bene Gesserit unterwiesen wurde, scheint der auf Dune sehnlichst erwartete Messias zu sein, der Kwisatz Haderach.

Bill Sienkiewiczs Cover ist lebendig und atemberaubend. So eingestimmt, wirkt Raúl Alléns Arbeit im Inneren in seinem Kontrast ernüchternd. Ein steriles Lettering, das sich wie eine nicht perfekte Filmsynchro anfühlt, verstärkt die statische Wirkung der Zeichnungen, es entsteht eine unbequeme Künstlichkeit.

Das Szenario bleibt nah an der Vorlage, stellenweise fehlt es ihm aber an Dynamik. Deutlich stärker wird der Comic, sobald sich der Fokus in die Wüste verschiebt oder die Harkonnen auf dunklem Hintergrund die Panels betreten. Ein ernüchternder Start der Reihe, der die Vorlage nur verhalten modernisiert. Aber zumindest wird die Hoffnung aller Dune-Erfahrenen erfüllt: wir bekommen einen majestätischen Wurm zu sehen! Und als Dune-Fan seit ich 15 bin, bleibe ich natürlich an der Reihe dran, die in drei Bänden komplett sein wird.

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DUNE BUCH 1, adaptiert von Brian Herbert & Kevin J. Anderson, Zeichnungen und Farben von Raúl Allén & Patricia Martín, übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Katrin Aust
erschienen Dezember 2020 im Splitter Verlag, 176 Seiten, Hardcover, Band 1 von 3, Euro 25, ISBN 978-3-95839-449-0

Link zum Comic beim Verlag

Die Horde des Windes (1) – Éric Henninot

Mit einem fulminanten drei-seitigen Vorwort des Autors der Vorlage, Alain Damasio, beginnt die Science Fiction-Trilogie Die Horde des Windes. Sprachlich für mich auf höchst ansprechendem Niveau und mit einem tiefen Einblick in den Schaffensprozess berichtet Damasio davon, dass er nicht mit damit gerechnet hätte, dass Henninot die Horde so sehr zu seiner eigenen machen würde. Damasios Begeisterung trieft aus jedem Absatz. Wenn ich mir eine Übersetzung wünschen dürfte: Ich würde Alain Damasios Romanwelt wählen. Bisher ist sie nämlich nicht in deutscher Sprache erhältlich. Eine Kostprobe aus dem Vorwort:

Sie, Leser des Romans, die mit ihren Zweifeln oder ihren Hoffnungen daherkommen: Lassen Sie sich davontragen! Löschen Sie Ihre Bilder, so wie man im Winter den an den Schuhen haftenden Schnee an einer Kante abschlägt, und tauchen Sie in die erste Seite ein. Schreiten Sie frei von jeder Erwartung voran, gleich einem Neugeborenen, und nehmen Sie diese Horde an, die Éric Ihnen neu erschaffen offeriert, und die selbstverständlich nur ihm ähnelt. Und alle anderen, die wahren Neugeborenen, heiße ich in einer entfesselten Welt willkommen!
Alain Damasio – Die Horde des Windes: Das Universum ist mein Zuhause (Splitter Verlag), Vorwort, S. 5,
Die Horde des Windes Cover in beige-blau
Die Horde des Windes (1) © Éric Henninot / Splitter Verlag

Zurück zum Comic, der nicht weniger gut ist. Tatsächlich ist Die Horde des Windes: Das Universum ist mein Zuhause ein Highlight unter den SF-Comics für mich. Henninot hat ein sehr eigenes Design für seine Figuren gewählt. Eigenwillige Frisuren, phantastisch anmutende Bekleidung und Ausrüstung. Dabei mit einem archaischen Touch, der an die Dune-Verfilmung von David Lynch erinnert und dennoch etwas ganz Spezielles darstellt.

Die 34. Horde ist auf dem Weg die Quelle des ewig tosenden Windes, der das Fleisch von den Knochen zu fegen fähig ist, zu finden. Gibt es sie wirklich? Oder ist die Expedition sinnlos, die sich durch die lebensfeindliche Wüstenlandschaft quält?

Obwohl die Story stellenweise sprunghaft erzählt und das Lettering manchmal zu gedrängt ist, sodass ich dachte, ich würde doppelt sehen, ist dieser Comic für mich ein Highlight. Die von Henninot geschaffene Dynamik und das mit neuen Ideen gespickte Szenario ist außergewöhnlich. Herrlich ungewohnt ist die Terminologie, alles ist fremd und aufregend. Häfen und Wellen aus Sand, „Um Windes Willen“ – einfach großartig!

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DIE HORDE DES WINDES 1: Das Universum ist mein Zuhause, Szenario & Zeichnungen von Éric Henninot, Vorlage von Alain Damasio, Farben von Gaétan Georges, übersetzt aus dem Französischen von Tanja Krämling
erschienen im Juni 2020 im Splitter Verlag, 80 Seiten, Hardcover, Band 1 von 3, Euro 18, ISBN 978-3-96219-488-8

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Simak – Frissen & Ponzio

Simak war meine erste Begegnung mit dem Meta-Baron-Universum von Alejandro Jodorowsky. Vielleicht hatte ich deshalb Schwierigkeiten mit dem Comic. Inhaltsbeschreibung von der Webseite des Splitter Verlags:

SIMAK Splitter Verlag Cover des Comics
Simak © Frissen & Ponzio / Splitter Verlag

Ein Mond von Hesperia im Lancaster-System. Phoenix, ein talentierter aber unter Amnesie leidender Polizist, wird Zeuge eines blutigen Doppelmords. Seine Ermittlungen führen ihn nach Solar Corona, den künstlichen Planeten, der in der ganzen Galaxis als tabuloser Spielplatz für Ausschweifungen jeder Art bekannt ist. Bei den Simaks, einer Spezies von Transhumanen, die zur Prostitution erschaffen und angeblich ausgerottet wurden, endet seine Spur. Im Herzen dieser brutalen und korrupten Stadt der Degenerierten wird Phoenix‘ Sinn für Gerechtigkeit ihn zu seinen eigenen Wurzeln führen.

Klingt doch eigentlich ganz gut? Dachte ich auch. Zudem war ich von Jean-Michel Ponzios fotorealistischem Artwork in Erinnerungen an den globalen Bürgerkrieg absolut begeistert. Und das, obwohl ich Fotorealismus meist gar nicht mag. Simak aber hat mich größtenteils verwirrt. Die Story sprang im ersten Teil um Wochen, im zweiten dann gleich um Jahre zurück. Das Polizei-Team folgt auf den ersten Blick dem klassischen Muster, ganz ohne Besonderheiten. Dafür gibt es ganz sicher Fans. Für mich war das Ganze aber nur verwirrend, die genialen Bilder von Ponzio waren mein einziger Trost.

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SIMAK, Szenario von Jerry Frissen, Zeichnungen & Farben von Jean-Michel Ponzio, übersetzt aus dem Französischen von Resel Rebiersch
erschienen im Dezember 2020 im Splitter Verlag, 112 Seiten, Hardcover, Splitter Double (Einzelband), Euro 24, ISBN 978-3-96219-584-7

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Trees (1) – Ellis & Howard

TREES Band 1 Cover in rot und schwarz
Trees (1) © Ellis & Howard / Cross Cult

Wie Bäume stehen sie da. Die Wächtertürme, die sich vor zehn Jahren plötzlich auf der gesamten Erde platzierten. Inzwischen haben die Menschen sich angepasst, sich an die Bäume gewöhnt, wie sie stets Situationen annehmen, die sie selbst nicht beeinflussen können. Und so schreitet das Leben der Menschen in den Schatten der Trees fort.

Ein Blick auf das Cover und auch die Beschreibung des Inhalts auf der Rückseite des Comics ließ mich auf Alien-Action hoffen. Allerdings bleiben die außerirdischen Bäume Nebendarsteller. Im Fokus steht das Leben der Erdbewohner:innen und die gesellschaftlichen Entwicklungen in dieser prekären Situation. Denn die stumme Alien-Präsenz hat auch so einen gewissen Einfluss …

Gute Story, schönes Artwork, aber eben ganz anders als erwartet. Bisher bin ich nicht neugierig genug um weiterzulesen.

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TREES (1): EIN FEIND, Szenario von Warren Ellis, Zeichnungen von Jason Howard, übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Christian Langhagen
erschienen im Dezember 2020 bei Cross Cult, 168 Seiten, Hardcover, Euro 25, ISBN 978-3966582254

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Die Waise von Perdida – Hautière & Adrián

COVER des Comics Die Waise von Perdida in orangerot
Die Waise von Perdida © Hautière & Adrián / Splitter Verlag

Die Verfilmung von Stefan Wuls Vorlage habe ich damals verpasst. 1982 schuf Moebius zusammen mit René Laloux den gar nicht so schlecht gealterten Film „Herrscher der Zeit“. Mit Die Waise von Perdida hat sich Régis Hautière einer Comicadaption des Originalstoffs angenommen und Adrián hat diese in wundervollen Farben und teils groben und stark konturierten Zeichnungen visualisiert. Dieser in einem Band erzählte Comic macht Spaß, ist für Einsteigende ins Genre geeignet und weist einen richtig guten Twist auf.

Gerade einmal vier Jahre ist Claudi alt als er zur Waise wird und nur begleitet von einem Ei-förmigen Funkgerät alleine über den Planeten Perdida stolpert. Und die Gegend ist nicht ungefährlich! Eine spannende Reise und anstehende Rettungsaktion, die mir jedoch manchmal gedrängt vorkam. Vielleicht sollte doch etwas zu viel in einem einzigen Band erzählt werden? Am Ende ging mir alles etwas zu schnell, wobei die Story sehr lesenswert ist!

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DIE WAISE VON PERDIDA, Szenario von Régis Hautière, Zeichnungen & Farben von Adrián, übersetzt aus dem Französischen von Harald Sachse
erschienen im August 2020 im Spltter Verlag, 112 Seiten, Hardcover, Euro 22, ISBN 978-3-96219-117-7

Link zum Comic im Verlag

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