Es ist mal wieder soweit. In Gedanken brennt mir seit einiger Zeit ein Thema unter den Nägeln, über das ich gerne schreiben möchte. Von dem ich erzählen möchte, das es meines Erachtens wert ist, mehr Präsenz zu bekommen. Präsenz in der Öffentlichkeit, in der Gesellschaft – im Leben all der Menschen, die dies hier lesen. Es soll drüber gesprochen werden, niemand soll sich seiner Fähigkeiten und Erfahrungen schämen müssen. Die Möglichkeit, dass ihr euch oder Freund_innen, Bekannte, Kolleg_innen in meinen Zeilen wiedererkennen könntet, wenn ich euch von meinen Gedanken und Erlebnissen berichte hat mich beflügelt, es jetzt endlich mal rauszuhauen. Und ich werde diesen Beitrag nicht immer und immer wieder gegenlesen, sondern jetzt runterschreiben, ein Foto suchen und dann veröffentlichen. So.
Worum geht es überhaupt?
Um (mindestens) eine Form der „Begabung“, von der ich bis vor wenigen Jahren nie gehört hatte. Ich habe lange gebraucht, zu akzeptieren, dass ich da etwas mit mir rumtrage, das tatsächlich positiv sein sollte. Fühlte es sich für mich doch eigentlich nur an, als wäre ich „komisch“ und erntete oft ablehnende Reaktionen. Wirkte vermutlich arrogant, merkwürdig, unstet und sah Unverständnis und sogar Neider an vielen Ecken. Ebenso lange habe ich überlegt, ob ich damit an die Öffentlichkeit gehen soll und mich nun entschieden, genau das zu tun. Vielleicht nutzt es ja wirklich jemanden. Ehrlich gesagt … kann ich mir das gut vorstellen ;-)
Ein paar Zeilen über mich – eine unstete Persönlichkeit. Ich kann doch eigentlich gar nichts richtig.
Ich kenne nur wenige Menschen, die eine behütete Kindheit hatten. Die rundum glückliche Kinder waren. Die meisten haben irgendwelche Leichen im Keller. Ich gehöre zu denen mit vielen von diesen Leblosen. Darauf möchte ich im Detail hier und heute gar nicht eingehen. Aber es könnte einer der Gründe sein, weshalb ich lange, sehr lange, nicht erkannt habe, was eigentlich los ist. Warum ich mich eh immer als etwas merkwürdig, nicht liebenswert, nicht wertvoll und überhaupt stark fehlerbehaftet gefühlt habe.
Bereits mit fünf Jahren wurde ich in die Schule geschickt – damals gab es so Untersuchungen in den Gesundheitsämter, in denen festgestellt wurde, ob man schon für die Schule geeignet war. Ich habe mich gefreut, war aber immer die Jüngste in der Klasse und im Nachhinein wäre ich lieber ein Jahr später eingeschult worden. In den ersten vier Klassen hatte ich Einsen überall. Die Klassenlehrerin hat wohl mal gesagt, ich könnte noch besser sein, wenn ich mehr Lust hätte. Aha. Davon wusste ich nichts. In meiner Freizeit habe ich nicht nur gelesen, sondern auch Schulbücher aus der Bibliothek ausgeliehen, um noch mehr Aufgaben lösen zu können. Meine Mutter um Diktate und Rechenaufgaben gebeten. Ich habe mit mir alleine Monopoly gespielt, habe sozusagen die Mitspieler_in simuliert – ohne mich dabei zu betrügen! Habe stets nach neuen Reizen gesucht, um zu sehen, was passiert: Fahrradfahren mit geschlossenen Augen, Blinde-Kuh-spielen auf einer Wiese mit Baum in der Mitte, Heftnadel in einen Fingernagel getackert und vieles mehr. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war mir eine Richtung (rechts oder links) zu überlegen und dann mit meinem kleinen Fahrrad ausschließlich in diese zu fahren, bis ich partout nicht mehr wusste, wo ich bin oder einfach nur im Kreis gefahren war. Als das langweilig wurde (nach 1-2 Mal) habe ich neue Regeln überlegt – zum Beispiel 2 x rechts, 1 x links usw. Selbst wenn ich das heute hier erzähle, habe ich noch das Gefühl das wäre alles völlig „normal“ und das würde doch sicher jedes Kind machen. Ist das so? Sagt es mir. Erst viele Jahrzehnte später habe ich im Gespräch mit anderen bemerkt, dass meine Freizeitbeschäftigungen wohl nicht unbedingt auf der Lieblingsliste vieler Kinder stehen. Ich fand nie, dass ich etwas besonders gut gemacht hätte. Es ging schließlich immer noch besser.
Lernen fürs Abitur? Keine Ausbildung und überhaupt …
Ich mache einen Sprung, denn ich hätte so viel Stoff von dem ich erzählen könnte, dass dies gleich ein Roman werden könnte (aber dazu sage ich später nochmal was ;-) ). Also mache ich jetzt ein paar größere Sprünge, um euch zu zeigen, was so los ist und war in meinem Leben.
Nach der Grundschule fielen meine Zensuren, mein Fokus richtete sich auf Jungs und viele andere interessantere Dinge. Die Schule war langweilig und ich kam da schon durch. Dann stand das Abitur an und wir hatten gefühlt viel zu viel Zeit zum Lernen. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit dieser ganzen Lernzeit tun sollte!? Alle lernten, also setzte ich mich hin und versuchte es ebenso. Ich wollte doch nur so sein, wie die anderen auch, wollte liebenswert sein. Ich erinnere mich noch, dass ich nach wenigen Stunden fertig war und nicht wusste, was ich jetzt noch mit den vielen Wochen Lernzeit anfangen sollte. Habe dann halt was anderes gemacht. Und dann das Abitur bestanden. Und … es war mir immer irgendwie unangenehm.
Es schloss sich einiges an, zusammengefasst kann ich sagen, dass ich nichts länger als wenige Monate gemacht habe. Studium – abgebrochen. Ausbildung – abgebrochen. Jobs – meist für drei Monate – dann – abgebrochen. Wenn ich dann mal länger in einem Job war, habe ich es schnell in Positionen gebracht, für die eigentlich eine bestimmte Ausbildung nötig war. Warum habe ich nie verstanden. Ich war unter anderem: Softeisverkäuferin, kaufmännische Angestellte in einer Gutschriftenabteilung, Kommissionierin in einem Lager, Marktforscherin, Zeitschriftenzustellerin, Fahrerin, Alleinkraft im Büro eines kleinen Betriebs, Supporterin in der IT (Linux, Privat- und Businessbereich), Teamleiterin, Verantwortliche für englischsprachige Beschwerden, stellvertretende Managerin in einem IT-Servicecenter, Softwaretesterin und seit vielen Jahren jetzt Managerin im Bereich Softwaretest. Ein Studium oder eine Ausbildung habe ich bis heute nicht. Ich fühlte mich stets wie eine Hochstaplerin, kenne das Gefühl auch heute noch.. Hatte immer hintergründig Angst, irgendjemand könnte bemerken, dass ich ja eigentlich gar nichts kann. Irgendwie nur zufällig an den Job gekommen wäre. Und wenn dann mal jemand wirklich merken würde, was da eigentlich los ist, ich ganz schnell den jeweiligen Job los wäre. Oft wurde und werde ich gefragt, was ich studiert habe, welche Ausbildung für den Job nötig ist. Ich bin nicht die einzige Quereinsteigerin, trotzdem ist es mir immer auch ein wenig peinlich zu sagen, dass ich im Grunde nichts „gelernt“ habe.
So langsam bin ich aufgewacht, beginne zu erkennen
In den letzten Jahren kam in Gesprächen mit Therapeuten, Freunden, Bekannten immer mal wieder das Thema Hochbegabung zur Sprache. Das war mir unheimlich. Jetzt hatte ich also die Hochstapelei schon so weit gebracht, dass ich mein Umfeld von einer Hochbegabung überzeugt hatte? Wow. Aber mal ehrlich, wie bitte? Damit konnte unmöglich ich gemeint sein. Ich war doch total chaotisch, verzettelte mich, tat tausend Dinge gleichzeitig, ohne auch nur eine davon wirklich zu können. Manchmal verstehe ich etwas nicht, wenn es für mich unlogisch ist – es passiert, dass ich nach Stunden dann begreife, dass ich mit meinen Gedanken viel zu weit vorgerannt bin und deshalb gar nicht wusste, worüber gesprochen wurde. Ich hatte – sozusagen – überholt. Es kommt vor, dass ich mich sprachlich nicht klar äußern kann, weil so viele Möglichkeiten in meinem Kopf rumschwirren. Das sind dann Momente, in denen ich mich komisch fühle und auch hilflos, weil ich mich einfach nicht verständlich (mündlich) ausdrücken kann. Ein paar Minuten später kann das schon wieder anders sein.
Ich lernte, dass dies alles zum „Typus“ des Vielbegabten oder auch Scannerpersönlichkeit gehört. Dass es sich um allzu deutliche Merkmale handelt. Und das alle meine komischen Angewohnheiten, die ständige Suche nach meiner „Berufung“ und das Gefühl doch gar nichts zu können und nur „so zu tun als ob“ gar nichts Negatives sind, sondern etwas ganz Tolles. Etwas, mit dem ich leben kann. Wenn ich nur lerne, damit umzugehen und es zu akzeptieren.
In diesem Prozess befinde ich mich nun schon seit einiger Zeit. Es gibt so unzählige Dinge, von denen ich erzählen könnte. Habe ich meine vielen Freizeitbeschäftigungen schon erzählt? Oder dass es mich langweilt Bücher mehrmals zu lesen? Dass ich ständig Abwechslung brauche? Immer neue Ideen habe und … eine davon ist einen autobiografisch basierten Roman zu schreiben? Verrückt? Mag sein. Aber so bin ich. Und so langsam – seit circa Mitte 40 – beginne ich es zu verstehen und zu akzeptieren.
Das war jetzt ein langer Text. Sehr viel länger als ich geplant hatte. Und ich könnte immer und immer weiter schreiben. Da fällt mir ein, ich sollte was trinken. Aber erst einmal möchte ich euch alle etwas fragen:
Habt ihr Erfahrung mit den Themen Hochbegabung, Vielbegabung, Hochsensibilität. Ich habe jetzt noch nichts über die Hochsensibilität erzählt, aber … da könnte ich auch noch so einiges beitragen *seufz*.
Und: kennt ihr vielleicht sogar Romane, die sich mit diesen Themen beschäftigen? Oder muss ich tatsächlich selbst einen schreiben? *lach*
Habt ihr euch vielleicht selbst an einigen Stellen im Text wiedererkannt? Wisst ihr, dass ihr „komisch“ seid und lebt glücklich damit? Erzählt mir bitte von all diesen Dingen. Ich möchte mich austauschen, euch kennenlernen.
Und ganz wichtig: Ich hoffe, ich habe euch mit meinem Text jetzt nicht verscheucht, euch keine Angst gemacht, euch nicht verunsichert. Ich möchte mich damit ganz und gar nicht in den Mittelpunkt stellen. Nicht sagen, hey – ich bin was Besseres oder ähnliches. Im Gegenteil, ich möchte zeigen, dass ich selbst ein Problem damit habe, dass mir vieles „leicht“ fällt und ein Leben damit nicht unbedingt ein leichtes ist. Lasst mir eure Meinung da. Das bedeutet mir sehr viel und ich freue mich sehr darüber :-)
Achja – und möchtet ihr mehr darüber und mich erfahren? Ich habe doch bis jetzt nur *ähem* x Rubriken hier im Blog und könnte locker noch mehr unterbringen. Ehrlich – ich brauche das, ihr müsst nur leider immer etwas warten, bis in einer der Rubriken was Neues kommt :-D
Weiterführende Infos findet ihr beispielsweise bei Anne Heintze von der Open Mind-Akademie. Ich lese unter anderem gerade ihr Buch Auf viele Arten anders und finde mich in so vielen Zeilen wieder. Es sind schon viele Tränen geflossen, weil ich mich so sehr wiedererkannt habe. Wenn ihr möchtet, findet ihr auf der Seite auch einen Selbsttest, der unter anderem in diesem Beitrag verlinkt ist: Open Mind Akademie – Bist du eine Scannerpersönlichkeit (Link). Laut Anne Heintze sollen 10% der Menschen vielbegabte Scannerpersönlichkeiten sein.
21 Comments
Christian
5. Dezember 2018 at 11:42Hallo Sandra,
wo soll ich anfangen… Ich habe erst gestern herausgefunden, dass es sowas wie Scanner gibt. Und da sich dadurch einiges in meinem Leben erklärt kann ich seit dem Moment an nichts anderes mehr denken, als alles darüber zu erfahren (Scanner halt ;-) )
Und da bin ich auch über deinen Eintrag zu dem Thema gestolpert.
Auch ich habe mehr interessen (zumindest kurzfristig) als der Tag Stunden hat. Es war bei mir auch schon seit jeher so. Da mich aber niemand darauf angesprochen hat, dass ich vielleicht etwas viele Dinge gleichzeitig mache, ist es mir auch nicht aufgefallen, das andere das nicht machen.
Ich hatte nur auch immer den Eindruck, dass mich mal jemand durchschaut und feststellt, das ich keine Ahnung von dem habe, was ich gerade mache. Auch wenn ich die meisten Dinge abschliesse(wie mein Studium). Ich neige eher dazu(natürlich nicht bei allem), dass ich die Dinge auch zuende bringe.
Ein großer Unterschied zu dir ist allerdings, das ich beruflich nicht weiter komme. Ich wollte immer nach kurzer Zeit in meiner Firma etwas anderes machen, oder „vorankommen“ was mir aber nie ermöglicht wurde. Dann habe ich mir wieder eine andere Firma gesucht. Und dort ists von Vorne los gegangen…
Na gut, lange rede, kurzer Sinn: ich werde mich einmal weiter in das Thema stürzen und möchte mich bei Dir bedanken, dass Du mir auf meiner Reise weitergeholfen hast!
Lg
Christian
booknapping
5. Dezember 2018 at 21:03Lieber Christian,
danke für deinen Kommentar, ich kann gut nachfühlen, was du berichtest. Und ich freue mich sehr, dass ich eine Station auf deiner Reise sein darf. Es gibt eben keinen festen Weg und kein Geheimrezept. Jede/r ist individuell und hat eine eigene Reise vor und auch hinter sich. Ich weiß nur, dass sich alles etwas leichter anfühlt, wenn man spürt, dass es mehr Menschen gibt, die ähnlich ticken und von deren Wegen und Erlebnissen hört. Das kannst du vermutlich nachvollziehen :-)
Alles Gute weiterhin auf deinem Weg und hab noch eine schicke Woche!
Liebe Grüße,
Sandra
Pink Anemone
2. Mai 2018 at 15:32O..M…G. Ich wusste wir haben viele Gemeinsamkeiten, schon allein von unserem Charakter her, aber das es SO viele sind (bis auf die Vielzahl von Jobs). Wir haben ja schon einmal darüber gesprochen, wenn auch nur oberflächlich, aber schon da sind wir zu dem Schluß gekommen, dass wir Hummeln im Arsch haben, auf X Hochzeiten gleichzeitig tanzen..etc.
Zu den Hochbegabten gehöre ich mit Sicherheit nicht, eher zu den chaotischen Chaoten mit tausend Dingen im Kopf, die sich beim Reden verhaspelt weil mein Hirn schneller denkt als ich sprechen kann (jaa, das passiert mir immer wieder).
Trotzdem ist es für mich schön zu wissen, dass es dort draußen jemanden gibt, der es versteht so zu sein und ich nicht alleine bin und dafür möchte ich Dir danken. Du bist einfach ein ganz toller und besonderer Mensch!!
Liebe Grüße aus Wien
Conny die Hummel ;-)
booknapping
4. Mai 2018 at 23:47Hey Hummel :-D
Wie gesagt, ein Stempel muss nicht unbedingt drauf. Auch wenn er (bzw. die Stempel) mir geholfen hat. Schön ist, zu erkennen, dass es mehr gibt, wie man selbst ticken und z. B. ebenso chaotisch sind und trotzdem wertvoll :-)
Ich kenne all das, was du erzählst sehr gut. Wie oft, weiß ich plötzlich nicht, wie ich etwas erklären soll. Oder habe das Gefühl, mein Denken ist zu wirr, als dass es noch sinnvoll sein kann. Es hilft, zu wissen, dass wir nicht alleine sind :-*
Danke für deinen lieben und ehrlichen Kommentar, das bedeutet mir ganz viel!
LG,
Sandra – HummelBrummsel :-D
Emma
28. April 2018 at 11:04Hey ho,
erstmal finde ich es mutig, dass du hier offen über das Thema schreibst. Du bist definitiv keine Hochstaplerin. Du hast ja nie gelogen, was z.B. Abschlüsse betrifft. Ich habe vor ein paar Monaten mal eine Talkshow gesehen und da war eine Frau zu Gast, die ihr „Psychologie“-Diplom gefälscht hatte. und dann bekam sie halt allerhand gute Jobs wie z.B. Oberärztin in einer Klinik und das obwohl sie überhaupt keine Ahnung von psychischen Erkrankungen hatte. Das fand ich dann schon sehr befremdlich. Es ist ja eine Sache, Leute zu „belügen“ aber es ist nochmal eine andere, wenn auch Dritte von dieser Lüge betroffen sind.
So, ich hoffe ich drücke mich jetzt einigermaßen richtig aus und springe nicht in irgendwelche Fettnäpfchen: Es freut mich sehr, dass du weißt, was mit dir los ist. Ich habe vor Jahren mal einen Bericht über Hochbegabung gesehen, kann mich aber leider nicht mehr wirklich daran erinnern. Von dem was du erzählst, hat es mich entfernt auch an ADHS erinnert. Hier haben die Leute ja ebenfalls das Problem, sich nicht länger auf Themen konzentrieren zu können. Ich habe tatsächlich eine Freundin mit der ich neulich auch über das Thema Hochbegabung gesprochen habe. Sie hat durchweg sehr gute Leistungen und setzt sich auch sehr ausführlich mit Themen auseinander und muss quasi „nicht viel tun“ um eine gute Note zu bekommen. Kommilitonen halten sie dann für eine Streberin. Und Dozenten meinen, sie hätte bei ihren Referaten schon den „Bachelorarbeit“-Anspruch erreicht. Allerdings meinte sie auch – und das kann ich auch irgendwo nachvollziehen – dass es ihr auch nicht wirklich hilft, zu wissen, Hochbegabt zu sein. Weil sich dann ja trotzdem nichts in ihrem Leben ändert und es ja sehr wenige Menschen mit einer Hochbegabung gibt, sodass sie dann wahrscheinlich immer noch „allein“ wäre. Andererseits habe ich bisher auch Leute kennen gelernt – allerdings in Bezug auf Erkrankungen – die froh waren, endlich zu wissen, was genau sie haben.
Und: Ich finde es auch nicht spannend, Bücher zweimal zu lesen. Ich habe in letzter Zeit das ein oder andere Buch „nochmal“ gelesen, weil ich es für meinen Blog rezensieren wollte. Aber ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die z.B. die Harry Potter Reihe einmal im Jahr gelesen haben müssen.
viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht
Emma
booknapping
1. Mai 2018 at 19:24Liebe Emma,
vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar. Ich konnte keine Fettnäpfchen entdecken ;-)
Ich denke, es ist nicht unbedingt relevant, welcher „Stempel“ nachher draufsteht. Wenn denn überhaupt einer gesetzt wird. Aber egal, ob ADHS, Hochsensibilität, Hochbegabung, Vielbegabung – in jedem Fall ist es gut zu verstehen, dass man selbst eben doch etwas wert ist und auch seine eigenen Leistungen mehr sind als man selbst befürchtet. Ich weiß von einigen, die in Tränen ausgebrochen sind, als sie zum ersten Mal davon hörten bzw. lasen, dass auch andere sich ähnlich fühlten (wie z. B. in meinem Fall als Hochstapler_in). Und dass man selbst gar nicht völlig verrückt, wertlos und auch ohne jegliche Fähigkeiten durchs Leben läuft, sondern eher das Gegenteil der Fall ist. Endlich eine Erklärung zu haben, warum man sich selbst nicht auf eine Profession festlegen kann. Warum man selbst nie weiß, ob etwas wirklich das Richtige für einen ist. Warum man oft das Gefühl hat, gar nichts getan haben zu müssen. Erkenntnisse dieser Art haben mich sehr gerührt und können es auch immer wieder. Es ist das Gefühl, „doch etwas wert zu sein“, was dazu führt. Ich hoffe, ich habe das in etwa verständlich ausdrücken können. All das, was du geschrieben hast, stimmt außerdem und ist dadurch keinesfalls
falsch!
Ganz liebe Grüße,
Sandra
Michael Kleu
27. April 2018 at 09:25Es gibt ja Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass besonders intelligente Menschen nicht selten dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen oder sich einfach ihr Leben verkomplizieren, indem sie sich um alles zu viele Gedanken machen.
Ein schönes Beispiel zur Illustration ist wohl das Elfmeterschießen, bei dem man ja immer sagt, dass es gefährlich wird, wenn die Schützin oder der Schütze mit dem Denken anfängt, statt das Ding einfach reinzuhauen.
;-)
booknapping
1. Mai 2018 at 19:29Kennst du das Buch „Endlich Nichtdenker“? Nur mal so als Tipp :-D
LG,
Sandra
Nicci Trallafitti
25. April 2018 at 12:25Liebe Sandra,
ein sehr ehrlicher und interessanter Einblick, danke dafür :)
Sehr gerne lese ich noch viel mehr darüber.
Ich denke nicht, dass ich hochbegabt bin, dafür war ich in vielen Schulfächern viel zu schlecht, haha. Das lag aber auch an meiner Lernfaulheit, ich wusste teilweise gar nicht mehr, worum es im Unterricht überhaupt geht.
Wenn mich Themen nicht interessieren KANN ich einfach nicht mehr darüber erfahren. Will ich halt gar nicht. Themen, die mich reizen, mit denen könnte ich mich allerdings wochenlang ausschließlich beschäftigen und dann werde ich richtig wütend, wenn mir Infos fehlen oder ich nicht durch steige (wie aktuell bei der ganzen Marvel-Sache und den Marvel & DC-Comics).
Ich bin auch immer auf der Suche nach neuen Reizen, das kann ich also ganz gut nachvollziehen.
Liebe Grüße,
Nicci
booknapping
26. April 2018 at 17:37Liebe Nicci,
vielen Dank für deinen Kommentar :-)
Hochbegabung hat nicht unbedingt was mit guten Schulnoten zu tun – oft sogar genau im Gegenteil. Ich bin z. B. in manchen Fächern auch mal auf ’ner 5 gewesen.
Mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und immer flexibel zu sein ist eine tolle Einstellung, die ich absolut teile.
Ob man bei Marvel übrigens jemals durchsteigen kann … bezweifle ich fast ;-)
Liebe Grüße,
Sandra
Nicci Trallafitti
26. April 2018 at 23:49Stimmt, jetzt wo du es sagst macht es Sinn.
Hat auch ein bisschen was von Inselbegabungen, was ich eher vom Autismus kenne.
Haha :-D Ich würde aber wirklich sehr gerne durchsteigen! Manchmal finde ich das selber anstrengend.
NadelNerd
24. April 2018 at 12:56Hallo Sandra,
nachdem ich einige der Tests gemacht habe bin ich wohl ein introvertierter, hochsensibler Scanner. Zum Glück wollte ich meiner Mutter wohl beweisen, dass ich wohl eine Ausbildung durchziehen kann. Als Kind durfte ich meinen Interessen ständig nicht nachgehen, da ich ja nichts durchhalte (Begründing meiner Mutter).
Auch bei Aufsätzen habe ich in der Schule immer nur eine 4 bekommen. Der Grund: Gedankensprünge. Ich habe immer alle anderen abgehängt.
Lernen ist aber auch aktuell wieder ein Horror und ich muss mich einfach nur durchbeißen, um im Studium dabei zu bleiben. Bei manchen Fächern liegt das Problem dabei tatsächlich, dass ich zu weit denke. Andere sind einfach so uninteressant. Da tüfeltel ich lieber an Problemen rum, im möglichst eigenen Tempo.
Liebe Grüße
Ariane
booknapping
24. April 2018 at 16:48Hey Ariane,
ich bin ja immer noch überzeugt, dass du sehr strukturiert bist und Aufgaben gut und sicher zu Ende bringst :-) Wie ich schon Christin im Kommentar schrieb, sind die „Schubladen“ eher Anhaltspunkte, um das eigene Wesen zu verstehen. Ich habe schon oft vor Rührung geweint, da ich mich selbst in Berichten anderer erkannt habe und damit wusste, dass ich doch nicht völlig nutzlos, verwirrt und irre bin. DAS hat mir geholfen.
Zu weit denken, kenne ich sooo gut. Und … wir kennen uns ja lange genug, dass mir schon lange klar war, warum wir uns gut verstehen :-D
LG,
Sandra
kaisuschreibt
24. April 2018 at 11:16Wie versprochen, da bin ich :D
Also ich bin nicht hochbegabt. Glaub ich zumindest …
Denn in einigen Punkten hab ich mich wieder erkannt. Nicht in denen, wo man quasi nix machen muss, um einen Test zu bestehen. Eher darin, dass ich ein extrem gutes Gedächtnis hab, was Texte und Zahlen angeht. Kennst du dieses „Tests“ wo man prüft, was für ein Lerntyp man ist? Visuell, audio, etc? Also mir ist damals (und meiner Lehrerin) aufegfallen, dass ich mir allein vom hören ganze Textpassagen/Abschnitte 1:1 merken kann. Das brachte Aufmerksamkeit. Die wollte ich nicht, also hab ich es unterbunden.
Gleiches gilt für Zahlen. 7-9 Klasse hat meine Lehrein mir klar gemacht, dass ich nix kann, meine Wege falsch sind etc… also wird man schlecht in Mathe. Ich musste zur Nachhilfe. Dort flutschte es, da der Lehrer MEINE Wege auch akzeptierte. Oberstufe > neue Lehrer in Mathe und Physik *schwupp* mein Interesse war wieder da und ich wurde besser. Physik (und Astronomie) wurden meine Lieblingsfächer … nur durfte man als Määäädchen so was ja nicht toll finden. Zum Glück hat mein Physiklehrer das gemerkt (also meine Zurückhaltung) und mich immer beiseite geholt und gelobt. Mathe war in der Abiprüfung mein bestes Fach bei den Ergebnissen!
Gleiches gilt bei Sprachen. Ich mag Fremdsprachen, kann aber (noch) nicht über meinen inneren Schatten springen. Latein, fand ich super einfach und musste nie viel lernen. English… nun da hatte ich mal eine Trotzphase… ergo gerade Grammatik musste ich mir später viel selbst beibringen. Vor ein paar Jahren wollte ich Französisch lernen: Nach 2 Wochen war meine Lehrerin total begeistert von meiner Aussprache, habs aber nei vertieft, also im Sande verlaufen …
Was ich sagen will: Du bist nicht allein und gerade solche Menschen, die so rasch „lernen“ hab ich immer beneidet. Im Positiven. Mein Kopf war zu viel mit privaten Problem voll, dass für Lernstoff meist kein Platz mehr war :(
Zudem wollte ich keine Aufmerksamkeit. Man sagt(e) mir zwar immer nach, dass ich in gehobene Positionen muss, da ich dafür geschaffen bin… aber hach, die Verantwortung und so *hüst*.
*flausch* dich :D
booknapping
24. April 2018 at 16:43Hi :-)
„Glaub ich zumindest …“ :-D
Im Grunde sind es ja auch „nur“ Schubladen, in die sich niemand stecken lassen muss und auch nicht stecken lassen sollte. Wichtiger ist die Erkenntnis, das ganz viele da Draußen ähnlich ticken und man selbst gar nicht so merkwürdig ist. Und … sich nicht schlecht dabei zu fühlen, wenn man etwas gut kann. Es vielleicht sogar sehr schnell und auf andere Art und Weise kann. Alleine die Tatsache, dass wir das Wort „Begabung“ nicht annehmen wollen, sagt ja schon viel aus. Damit verbinden wir sicher ganz andere Dinge, als unser – oft ja von anderen als mangelhaft angesehenes – Verhalten. Die
Vielen lieben Dank für den Einblick in deine ganz persönliche Geschichte. Ich erkenne vieles wieder.
Liebe geflauschte Grüße,
Sandra
Mi
24. April 2018 at 09:59Ein Beitrag, zu dem man gleichzeitig so viel und doch so wenig sagen kann. Ich zumindst… Darum lasse ich Dir das hier da: ♥
booknapping
24. April 2018 at 16:37Danke, Miriam:-*
Ich weiß, dass der Beitrag etwas wirr ist. Ich habe es bewusst fließen lassen, denn genau so fühle ich mich häufig.
LG,
Sandra
simone salmon
24. April 2018 at 09:04Huhu Sandra,
toll, dass es noch andere Menschen gibt, die genauso veranlagt sind wir ich.
Mehrfachbegabung und Hochsensibilität lerne ich gerade hier in der Therapie anzunehmen und damit zu leben.
Für mich nicht ganz einfach und oftmals sehr verwirrend.
Deine Simone
booknapping
24. April 2018 at 16:38Liebe Simone,
noch eine Gemeinsamkeit also :-* Ich bin schon gespannt auf deine Erkenntnisse, wenn wir uns nächstes Mal treffen.
LG,
Sandra
Wortlichter
23. April 2018 at 23:16Hallo :)
ÄHHHHHM. Entschuldigung. Aber.
Du hast da gerade MEIN Leben nacherzählt.
Ich weiß grad gar nich was ich sagen soll. Eigentlich kann ich dir fast das selbe erzählen, was du grad erzählt hast haha.
Ich bin wahrscheinlich auch hochbegabt, aber wollte es lange Zeit nicht wahr haben, aus verschiedenen Gründen. Ich hatte keine schöne Schulzeit und wurde auch nicht unterstützt- im Gegenteil. Hab auch mein Abi ohne Lernen bestanden und in der Schulzeit nie Hausaufgaben gemacht. Dafür bekam ich allerlei 6er und war Stammgast beim Nachsitzen.
Hab mal bei der Mathematik Olympiade so gut abgeschnitten, dass ich eine Einladung für eine Schule für Hochbegabte bekam, an die ich aber nie gegangen bin.
Bin direkt nach der Schule nach Österreich abgehaun, hab immer gearbeitet, hatte kein Geld, hab dann 2 x mein Studium abgebrochen, weil ich immer noch meinen kompletten Lebensunterhalt irgendwo herbekommen musste und das sich nicht gut mit Seminaren vertrug…. und bin dann durch meinen eigenen sozialen Abstieg Sozialarbeiterin geworden. (Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus :D )
Mir geht es so, dass ich mit den einfachsten Dingen überfordert bin und mich Menschen oft komisch finden, weil ich ganz einfache Sachen nicht auf die Reihe bekomme oder verstehe, aber dafür kann ich extrem komplexe Sachverhalte verstehen und runterbrechen. Hab mal bei einem meiner Sozialarbeit Jobs noch nebenbei das IT Netzwerk verwaltet und an neuen ERP Lösungen gearbeitet. (Meine Liebe gilt übrigens auch der IT)
Bin mir auch nicht sicher ob mein Verhalten noch unter Scanner fällt, oder ob ich eher schon manisch depressiv bin. Es ist schon sehr extrem mit mir manchmal, haha.
Ich schleiche schon die ganze Zeit um das Buch: Kassandras Schleier: Das Drama der hochbegabten Frau herum. Gibs übrigens auch im Bloggerportal. Wenn du möchtest, können wir es auch zusammen lesen. <3 Oder falls du dich noch mehr und privater austauschen möchtest, schreib mir ein Email.
booknapping
24. April 2018 at 07:45Hallo und erst einmal danke für deine Offenheit. Ich spüre geradezu das – darf ich sagen – durchgeknallte Wesen in dir. Fühlt sich an wie ein Text, den ich hätte geschrieben haben können. Ich musste immer wieder schmunzeln. Die Mathematik-Olympiade erinnert mich an meine Mathe-Klausuren in der Oberstufenzeit. In einem Halbjahr wurden zwei Klausuren geschrieben und ich schrieb regelmäßig in einer eine 6 und in der zweiten eine 1. Bzw. in einer eine 5 und in der anderen eine 2. Kein Lehrer konnte das verstehen. Ich auch nicht wirklich. Im Grunde war es mir aber auch egal, denn ich hatte ja zumindest im Mittel immer noch eine 3 :-D
Es ist so schön, sich zu erkennen und ich freue mich sehr, dass du hier vorbeigeschaut und mir dann noch diesen tollen Kommentar dagelassen hast!
Und der Buchtipp ist ja mal genial, ich habe gerade schon ein Exemplar angefordert. Sehr gerne können wir es zusammen lesen und unsere Eindrücke teilen. Ich werde aber dafür länger brauchen – lese ja gerade noch sieben andere Bücher *lach*. Freue mich sehr darauf!
Liebe Grüße,
Sandra
Mit Absenden deines Kommentars akzeptierst du meine Datenschutzbestimmungen.