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Science Fiction

Der Metropolist – Seth Fried

Buch vor einem Stadtplan

Henry Thompsons Verantwortungsbereich in der Verkehrsbehörde von Metropolis ist die Verkehrsüberwachung. Er war stets fasziniert von Zügen und nachdem seine Eltern ausgerechnet bei einem tragischen Zugunglück ums Leben kamen, war sein Weg klar. Sein Ziel war es, aktiv daran mitzuarbeiten, dass solche Dinge nicht mehr passieren könnten. Und so ist dies auch heute seine Mission – viele Jahre nach dem tödlichen Unfall.

Plötzlich aber haben größere Geschehnisse Einfluss auf Henrys Arbeit. Terroristische Anschläge mit verheerenden Explosionen überziehen das Land, außerdem verschwindet die gerade 18-jährige Tochter des Bürgermeisters. Ausgerechnet Henry erhält den Auftrag dem Ganzen nachzugehen und erhält unerwartete Unterstützung. Die KI OWEN soll ihn begleiten und bei der Aufklärung helfen. Nicht nur, dass Henry sich seine Arbeit eigentlich anders vorstellt, zeichnet sich OWEN auch noch als unangenehmer „Partner“ heraus. OWEN liebt es sich selbst und auch Henrys Erscheinungsbild immer wieder zu verwandeln. Er hat miese Umgangsformen und verhält sich überhaupt nicht so, wie sich Henry das von einer KI aus dem Kreis der Verwaltung vorgestellt hat.

Pulp Fiction? Stadtbiografie? Psychologische Studie?

Was von all diesem ist es denn nun? Die Frage habe ich mir beim Lesen gestellt, immer wieder. Liest sich der Roman anfangs wie die Biografie einer Großstadt, entpuppt er sich dann in den meisten Kapiteln doch als eine psychologische Studie über eine KI-Mensch-Beziehung.

Bei über fünfunddreißig Millionen auf deitausend Quadratkilometer gequetschten menschen stand nie zur Debatte, Metropolis so zu verwalten, wie wir es von anderen Städten gewohnt waren, die wir aus der Ferne überwachten und in die wir Angestellte wie mich schickten, wenn nötig.Der Metropolist, S. 61'

Spannung kommt beim Lesen kaum auf, der gesamte Text bleibt einem beim Lesen distanziert gegenüber. Stellenweise entsteht eine gewisse Situationskomik, wenn OWEN sich die aberwitzigsten Dinge und Verwandlungen ausdenkt. Aber dies ist alles nur Fassade, geht es doch eigentlich größtenteils um die besondere Beziehung zwischen der Künstlichen Intelligenz und dem Menschen. Sie entwickelt sich, OWEN und Henry scheinen zusammenzuwachsen, sogar voneinander zu profitieren.

„Wovon redest du überhaupt?“
„Davon, dass der Tod deiner Eltern dich zu dem gemacht hat, was du bist, aber nur weil du hasst, was passiert ist, musst du dich nicht selbst hassen.“Der Metropolist, S. 246'

Die Beschäftigung mit der Thematik scheint aktuell und frisch, schließlich wird heutzutage überall mit dem Begriff KI um sich geworfen, ist sie aber nicht. Da waren andere Autor*innen, wie beispielsweise Asimov, deutlich früher dran.

Ich mag den Ausspruch nicht besonders, trotzdem kommt mir „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ bei diesem Roman immer wieder in den Sinn. Zwar übte der sprachlich richtig gute Text eine gewisse Faszination aus, die mich auch am Buch gehalten hat, jedoch konnte ich mir selbst nie erklären, warum ich eigentlich weiterlesen wollte. Hatte ich nach den einführenden Kapiteln die Stadt Metropolis selbst als Protagonistin und Haupthandlung vermutet, kippte der Fokus aber immer wieder auf OWEN und Henry und deren zwischen“menschliche“ Konflikte. Dass die beiden eigentlich auf der Suche nach der Tochter des Bürgermeisters waren, hatte ich bis gut über die Hälfte des Buches schlichtweg vergessen. Es war für mich nicht mehr relevant – es zählten nur noch KI und Mensch.

Wäre mir nun eine Stadtbiografie lieber gewesen? Oder eine spannende Actionstory, die nicht von der intensiven Betrachtung der Mensch-Maschine-Begegnung, untergebuttert worden wäre? Ich weiß es nicht. Am Ende war ich zufrieden, den Roman bis genau auf diese letzte Seite verfolgt zu haben. Wer nun aber die passende Zielgruppe für Der Metropolist ist? Das lässt sich schwer festmachen. Vermutlich ist diese Gruppe sehr divers, denn das Buch scheint sich auf unterschiedliche Arten lesen zu lassen. Ich empfehle daher einen Blick in die Leseprobe (Link).

DER METROPOLIST

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Seth Fried
Übersetzung aus dem Amerikanischen:
Astrid Finke
Details: erschienen 15. Juli 2019 im Heyne Verlag • ISBN 978-3-453-32014-7 • 320 Seiten • Softcover • Euro 9,99
Weitere Rezensionen in den Blogs:
Kapitel 11 (Link)
Powerschnute (Link)

Cover des Romans

Der Metropolist – Seth Fried

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2 Comments

  • Anett
    10. September 2019 at 11:02

    Hallo Sandra,

    wie ich sehe, kannst du das Buch auch nicht so richtig einschätzen :)
    Ich habe es auch gelesen und rezensiert, ich bin mir immer noch unsicher, wie ich es finden soll. Es gab einfach einiges, was ich nicht so toll fand.
    Mit den Protagonisten konnte ich gar nichts anfangen, schade!

    Liebe Grüße Anett

    Reply
    • booknapping
      29. September 2019 at 13:14

      Danke für deine Meinung, liebe Anett :-)
      Ja, die beiden Figuren im Vordergrund sind mir gegenüber auch blass geblieben. Einzig der Konflikt hat mich interessiert. Ich werde wohl nicht so schnell wieder zu einem Buch des Autors greifen.
      Liebe Grüße
      Sandra

      Reply

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