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Science Fiction / Reise durchs Bücherregal

Die Mars-Chroniken von Ray Bradbury [Fach 73]

Roman auf einer Metallfläche, daneben ein Mars aus Papier

Vor über zwei Monaten startete ich meine Reise durchs Bücherregal mit dem Fach 73. Jetzt wird es Zeit, das gelesene Buch aus dem ausgelosten Fach vorzustellen. Dies war übrigens doch nicht, wie vermutet, meine erste Begegnung mit Kurzgeschichten von Bradbury, aber dazu später mehr. Zunächst der Klappentext von meiner Ausgabe, die 1974 im Heyne Verlag in der Reihe Heyne Science Fiction mit der Nummer 3410 erschienen ist.

Zwischen den Hügeln tauchte ein seltsames Gebilde auf. Es war eine Maschine, die wie ein jadegrünes Insekt aussah, wie eine Heuschrecke – ein Gebilde, das zierlich durch die Luft eilte. Überall an seinem Körper schimmerten undeutlich zahllose Diamanten und Rubine, deren Facetten lebhaft blitzten. Die sechs Beine der Maschine erzeugten auf der alten Straße ein Geräusch wie leiser, schwächer werdender Regen, und auf dem Rücken der Maschine saß ein Marsianer mit Augen wie geschmolzenes Gold. Er sah auf Tomás herab, als ob er in einen Brunnen schaute.

Klappentext der ausgabe von 1974, heyne science fiction #3410

Vor vielen Jahren habe ich eine Fernsehfilm-Adaption (so hieß das damals) des Stoffes gesehen und kann mich noch erinnern, dass diese sehr sehr schräg war. Ich glaube, ich habe sie gar nicht vollständig geschaut, weil sie wirklich seltsam war. Damals hatte ich mir unter dem Titel Die Mars-Chroniken etwas ganz anderes vorgestellt als ich mit dieser Serie bekommen habe. Mit der – ja, was ist es eigentlich, eine Anthologie (?) – ging es mir ähnlich. Die 26 kurzen Geschichten, die hier in Jahresreihenfolge gebracht und auf knapp 190 Seiten gedruckt wurden, erzählen stakkato-ähnlich von immer wiederkehrenden Versuchen der Menschen den Mars zu erkunden und letztendlich auch zu besiedeln. Die Marsianer aber lassen keine Chance aus, die aus ihrer Sicht als Eindringlinge anzusehenden Menschen, von ihrem Planeten fernzuhalten. Obwohl die Marsmissionen scheitern und Mann für Mann (wortwörtlich) getötet werden, schickt die Menschheit immer wieder neue Raketen mit ansteigender Besatzungszahl auf den Mars.

Bradbury hat im Grunde etwas für die Science Fiction ganz Typisches getan. Er hat die Probleme der menschlichen Gesellschaft auf ein Zukunfts-Szenario, hier angesiedelt auf dem Mars, übertragen. Dass er dabei in seinen zur Entstehung der Storys (1946 – 1958) Maßstäben gedacht hat, ist verständlich, für mich aber teils schwer lesbar gewesen. Das damalige klassische Rollenbild und die starke männliche Dominanz hat zwar kulturhistorisch einen gewissen Reiz, hat mich auf Dauer aber doch gelangweilt. Erst zum Ende hin, haben mich Die Mars-Chroniken dann wieder eingefangen. Und dies mit großer Intensität. Bradburys Gespür, die Lesenden zwischen den Zeilen schaudern zu lassen, ist sehr fein.

Erinnerung an früher Gelesenes

Überrascht war ich, in der Story August 2026: Es werden kommen leise Regen (There will come soft rains) einem Szenario wiederzubegegnen, das ich fast 35 Jahre früher schon einmal fasziniert entdeckt hatte. In August 2026 ist von einem Kinderzimmer die Rede, das mit belebten Wänden bestückt ist. Bisher dachte ich, noch keine Kurzgeschichte von Bradbury gelesen zu haben, dieses Kinderzimmer aber kannte ich!

Mitte der 1980er Jahre bekam ich ein Buch geschenkt, einen lilafarbenen Wälzer mit dem Titel Heyne Science Fiction Jubiläumsband – Das Lesebuch. Es war eine Taschenbuchausgabe mit 49 Kurzgeschichten auf fast 800 Seiten. Ganz wenige davon sind mir in Erinnerung geblieben. Aber die Örtlichkeiten in Das Kinderzimmer (The veldt) habe ich nie vergessen! Eine kurze Recherche hat meine Vermutung bestätigt, beide Storys sind aus der Feder Ray Bradburys und sogar im selben Jahr entstanden (1950).

Die Mars-Chroniken waren eine interessante Leseerfahrung für mich, auch wenn ich zwischendrin fast aufgegeben hätte. Gut, dass ich es nicht getan habe. Denn sonst hätte ich das Erlebnis des wiederentdeckten Kinderzimmers nicht gehabt. Und das wäre wirklich ein großer Verlust gewesen. Auch wenn ich es ja gar nicht gewusst hätte, wenn ich nicht bis zum Ende durchgehalten hätte … So ist das manchmal.

Impressums-Text der Mars-Chroniken-Ausgabe von 1973

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8 Comments

  • Christin
    22. Mai 2020 at 18:48

    Hello die Dame.
    Kenne ich sie?
    Noch nie gesehen.
    Wir sollten ma in Kontakt treten.
    Da gibts noch so eine mit ner Nadel, glaub die hat was mit dir am Hut.

    mmmmh

    (Das Buch will ich auch mal lesen, gehört irgendwie so zu den Klassikern)

    Reply
    • booknapping
      22. Mai 2020 at 20:13

      XD
      Ach, die Dame sind sie – bekannt mit der mit der Nadel … hmmm, könnte was werden mit uns.

      Ganz liebe Grüße
      Pssst: kann dir das Buch leihen

      Reply
      • Christin
        23. Mai 2020 at 08:35

        War grad bei der Frau mit Nadel und den genitALIEN (!).
        Sagte was mit Statistiken.

        (hab gesehn, es gibt bei Diogenes ne Gesamtauflage?! die hatte ich schon im Visier.)

        Reply
        • booknapping
          23. Mai 2020 at 09:20

          DAS ist natürlich die bessere Lösung :-)
          LG Sandra

          Reply
  • Nenatie
    5. Mai 2020 at 18:19

    Hallo Sandra :)
    eine schöne Rezension. Von Bradbury habe ich bis jetzt noch nichts gelesen, auch wenn Fahrenheit 451 auf meinem SuB liegt. Schön das du eine Geschichte wiederkannt hast!

    LG

    Reply
    • booknapping
      6. Mai 2020 at 20:07

      Danke dir und viel Freude dann beim Entdecken des Autors!
      LG
      Sandra

      Reply
  • Buchperlenblog
    5. Mai 2020 at 11:45

    Huhu Sandra!
    Das Cover deiner Ausgabe hat es mir irgendwie angetan, das schaut aus, als könnt es sogar im Bücherregal meines Bruders stehen. Vllt tut es das sogar, ich muss da mal bei Gelegenheit spitzen gehen :D MIt Ray Bradbury werd ich auch imemr nur gewissermaßen warm. Mich faszinieren seine Gedanken sehr, aber manchmal hängt sich mein Kopf bei der Umsetzung dann auf. Fahrenheit 451 und Das Böse kommt auf leisen Sohlen sind wirklich gute Geschichten, aber streckenweise auch doch ein wenig .. fad, du hast es so schön ausgedrückt.

    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was du als nächstes in deinem Fach entdecken wirst!

    Alles Liebe!
    Gabriela

    Reply
    • booknapping
      6. Mai 2020 at 20:06

      Hi Gabriela
      Das Cover finde ich auch sehr faszinierend. Ich habe gar nicht auf den ersten Blick gemerkt, dass die Hand einen Finger mehr hat *lach*. Fahrenheit 451 habe ich damals in der Schule gelesen. Wie es mir gefallen hat, weiß ich nicht mehr so richtig, aber ich war begeistert, dass wir überhaupt einen Science Fiction-Roman gelesen haben!
      Das Böse kommt auf leisen Sohlen kenne ich noch nicht, werde es sicher noch nachholen.

      Ganz liebe Grüße
      Sandra

      Reply

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