Escape Time: Die Morde von Morgen von Chris McGeorge

Dies ist schon der vierte Escape-Thriller vom britischen Autor Chris McGeorge, der in deutscher Übersetzung erschienen ist, dennoch der erste, den ich gelesen habe. Und ganz sicher wird es aber nicht der letzte für mich bleiben. Denn er hat mich überrascht, und das will was heißen, da ich ja eigentlich keine große Thriller-Leserin bin.

Nachrichten von Morgen

Shirley Steadman ist schon in Rente. Ihren psychische Gewalt ausübenden Mann ist sie seit einigen Jahren los, was hart klingt, da er verstorben ist, aber im Grunde war es auch eine Befreiung für sie. Ihren geliebten Sohn Gabe betrauert sie seit seinem Suizid seit Jahren. Einzig ihre Tochter ist ihr geblieben, die Beziehung ist nicht die beste. Aber halt, da ist noch ihr Kater und … außerdem taucht ihr verstorbener Gabe in letzter Zeit immer wieder auf. Sie unterhält sich mit dem halluzinierten Sohn, erzählt ihm auch von dem Radiosender Mallet AM, den sie entdeckt hat. Als Ehrenamtliche arbeitet sie fürs Krankenhausradio und an einem Tag stieß sie plötzlich auf diesen unbekannten Sender. Die Überraschung kam am nächsten Tag, denn die Nachrichten auf Mallet AM hatten den Leitersturz des Bäckers auf die Minute genau vorhergesagt. Das kann doch unmöglich sein! Shirley kann es kaum glauben, doch weitere Ereignisse stellen sich exakt so ein, wie der Moderator auf Mallet AM es am Tag zuvor berichtet. Und dann erzählen die Nachrichten von einem Mord …

Zukunftsvisionen?

Escape Time: Die Morde von Morgen hat mich überrascht und das ist eins meiner Qualitätskriterien, wenn es darum geht, ob ein Buch gut ist. Der Roman ist kurzweilig, lässt sich leicht lesen und verfolgen. McGeorges Figuren sind größtenteils sympathisch und allesamt liebevoll gezeichnet. Allerdings wird mir auf dem Alter der 70-jährigen Protagonistin etwas zu sehr herumgeritten. Mir scheinen ihre Gebrechen, ihr Verhalten nicht der Realität von vielen Menschen dieses Alters zu entsprechen, vielleicht weil der Autor selbst sehr viel jünger ist oder auch andere Erfahrungen gemacht hat? Aber über diese Stellen konnte ich hinweg lesen, insbesondere als der Roman nach der Hälfte plötzlich eine überraschende Wendung nahm.

Wow, echt gut inszeniert, was der Autor hier geschaffen hat. Und mein Gedanke zu dem Zeitpunkt war nur, dass er es hoffentlich nicht doch noch mit einer Enttäuschung in den Sand setzt. Aber weit gefehlt! Hätte ich die Zukunft voraussagen müssen, das Ende des Romans, ich wäre bei einer völlig anderen Lösung gelandet. Spannend, wie die Handlung sich entwickelt, Stränge sich zusammenfügen und wie der Schriftsteller mit mir und meinen eigenen Ideen spielt. Besonders mochte ich, dass der Roman nicht sonderlich blutrünstig ist.

Ja, es gibt ein paar Logiklöcher, über die ich aber nur kurz gestrauchelt bin. Wichtiger zu erwähnen ist, dass der Roman Situationen und Geschehnisse enthält, die auf manch einen verstörend wirken und auch eigene Erlebnisse zutage fördern können. Mir ist das passiert, daher dieser Hinweis.

Für mich steht fest, dass ich mindestens einen weiteren Roman des Autors lesen möchte. Sein verwinkelter Plot hat mir richtig Spaß gemacht. Also – mehr davon :-)