Plot Holes von Murphy, Stewart, Hollingsworth

Ich gebe zu, ohne die vielen ausgesprochenenen Empfehlungen für diesen Comic, wäre ich wohl nicht auf ihn aufmerksam geworden. Zuerst war es Max, der im Splitter Verlag neben der Pressearbeit unter anderem auch für den hauseigenen Podcast SplitterCast verantwortlich ist, und dort Plot Holes als eins seiner Highlights benannte. Dann folgten weitere Stimmen, in social media-Kanälen und auf dem Discord-Server unseres Podcasts Der Comicklatsch. Ich war regelrecht angefixt und wollte mehr wissen über Plot Holes. Vorweg – das Lob ist gerechtfertigt!

Team? Team!

Was machen eine (nur auf den ersten Blick) seriös wirkende Frau, ein junger Manga-Cyborg-Samurai, ein muskulöser Tiger-Mensch-Hybrid, ein immer etwas mies gelauntes Zeitungscomic-Kid, eine Vampir-Assassinen-Piratin und ein junger erfolgloser Comiczeichner wenn sie aufeinandertreffen? Völlig klar – sie gründen ein Team! Ok – so ganz naheliegend ist das nicht. Aber dass Team-Head Red, sie alle zusammenhält und sie gemeinsam auf Tour gehen, um von Buchwelt zu Buchwelt zu springen und dabei dem Vergessen von nicht immer ganz perfekten Geschichten auf die Sprünge helfen – sie lektorieren – ist exakt das, was Plot Holes so besonders macht.

Und hätten die Plot Holes nicht schon genug zu tun, taucht auch noch eine zusätzliche Bedrohung auf, die schlussendlich alle Bücher und Geschichten in deren Obhut vernichten könnte …

Von wegen Plot Holes

Gleich auf den ersten Seiten hatte mich der literaturverliebte Plot von Sean Murphy gepackt. Eine Welt voller Bücher, besser noch – Welten in Büchern, dazu ein buntes Team ganz unterschiedlicher Charaktere, die gemeinsam ein Ziel verfolgen und dabei von Story zu Story, von Genre zu Genre springen. Überall Referenzen und Zitate auf bekannte Werke, und das in Bild und Text – fantastisch. Die Idee, Geschichten durch aktives Eingreifen zu lektorieren, finde ich einfach genial. Das ist neu und habe ich so noch nicht gesehen.

All die kleinen Details, wie beispielsweise das Raumschiff namens Fußnote, dann der auf fast jeder Doppelseite wechselnde Stil, eine neue Umgebung. Plot Holes ist schnell und fühlt sich an als würde man sich durch Szenarien auf einem Holodeck zappen. Genau nach meinem Geschmack.

Diesem Comic ist anzumerken, dass er von einem Künstler erdacht wurde, der Bücher liebt. Der das harte Literaturgeschäft kennt, versteht und sicher auch viel Spaß dabei hatte, diese Story zu erschaffen, sich richtig auszutoben. Wenn ich alleine die Concept Art-Seiten am Ende des Bandes sehe und dort entdecke, dass Murphy sogar ein Modell des Raumschiffs gebaut hat – wow!

Ganz und gar nicht unschuldig am optischen Gesamteindruck sind Matt Hollingsworth und Dave Stewart, die für die Kolorierung verantwortlich waren – die Farben sind wirklich prächtig geworden und unterstützen die vielen Szenenwechsel zusätzlich visuell.

Plot Holes ist kurzweilig, clever, humorvoll, überraschend, rasant und einfach richtig gute Unterhaltung. Ein Tipp auch für Buch-liebende Comiceinsteiger und auf jeden Fall für alle, die im Lektorat unterwegs sind.