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Comicrezension

Mutationen Episode 1 von Leo/Jamar/Simon

Comic mit einer Frau und einem Mann im Packeis daneben eine Kamera und eine Postkarte mit Eisbär

Zwei Jahre sind seit den Geschehnissen in Mermaid Project vergangen. Die Welt ist weiterhin geprägt von deutlichen Klima- und Umweltveränderungen. Nach einem Beinahe-Zusammenbruch des Gesamtsystems hatten die vorher „schwächeren“ und vor allem ärmeren Regionen den Planeten vor dem Ende bewahrt, die Macht übernommen und damit die Weißen in eine für sie sehr ungewohnte Rolle befördert.

Vor der Küste Mosambiks, inmitten des südlichen Packeises, wird ein modern ausgestattetes Fischerboot von einer kleinen Gruppe Orcas angegriffen. Die Wale haben Waffen dabei und schießen mit Torpedos auf das Boot. Weitere Angriffe folgen – auf dem gesamten Planeten werden Boote von Meeressäugern angegriffen und Besatzungen getötet.

Leseprobe aus dem Comic auf dem die Orcas und ihr Angriff zu sehen sind
© Leo & Jamar & Simon / Splitter Verlag

Romane Pennac und Brahim El Malik sind ein ungewöhnliches Paar in dieser Zeit, Romane ist als weiße Frau stets Diskriminierungen ausgesetzt. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen und schlägt sich gemeinsam mit ihrem Partner mittels einer Privatdetektei durch. Für die zwei Profis ist die Bearbeitung von kleineren privaten Angelegenheiten aber keine Erfüllung und so kommt es zwar überraschend, dass Brahims Ex plötzlich vor der Tür steht, als Colonel der Spezialeinheit der UNO hat sie aber etwas Verlockendes im Gepäck. Sie will die zwei als Top-Agenten auf die Sache der angreifenden Meeresbewohner ansetzen. Mit ihrer Erfahrung sind sie genau die Richtigen für die Mission und sollen herausfinden, was oder sogar – wer – die Tiere antreibt, sie mit Waffen ausrüstet und womöglich hinter den Anschlägen steckt.

Da nicht nur ein fettes Gehalt drin ist, sondern auch endlich eine adäquate Aufgabe kann das Duo eigentlich nicht Nein sagen. Und es gesellt sich sogar noch ein Dritter hinzu: Krüger, der ehemalige Entführer Romanes Schwester Denise (siehe Mermaid Project). Also los!

Agentenstory in Near Future-Szenario

Gleich zu Beginn: Der Zweiteiler Mutationen lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen. Wohlgemerkt lässt sich lesen. Um die Welt und die Handlungen der Figuren zu verstehen, empfiehlt sich jedoch die Reihe Mermaid Project (5 Bände) vorher zu lesen. Oder zumindest in meine Rezension zum ersten Band zu schauen, in dieser sind ein paar Hintergründe spoilerfrei erläutert. Dennoch, am besten ist es den Zyklus zu lesen, denn er ist großartig!

Leos Co-Work mit Corine Jamar am Szenario gepaart mit den Zeichnungen von Fred Simon und den Farben von Jean-Luc Simon ist Gold wert. Ich liebe es einfach, kann mich da schlecht zurücknehmen. Warum auch :-) Zeichnerisch wirkt alles auf den ersten Blick irgendwie süß und dadurch leicht auch etwas harmlos. Drin steckt aber eine knallharte Agentenstory, deren Protagonisten weder zimperlich sind noch Rollenklischees entsprechen. Diese Kombi erzeugt mit seinen Kontrasten gleichzeitig Reibung als auch Spannung. Außerdem sind immer wieder Überraschungen drin. Nun habe ich zwar keine weichgespülte Story erwartet (schließlich habe ich Mermaid Project gelesen), aber trotzdem hat mich die anziehende Action und Härte im letzten Teil dieser ersten Episode wieder voll erwischt.

Spiegel

In Mutationen wird allen, die sonst eben keinen Rassismus aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe erleben, der Spiegel vorgehalten. Das geschieht durchaus plakativ, ist im Grunde eine Umkehr der Diskriminierungen, die heute von Weißen ausgeht, aber genau dadurch auch so wirksam. Leo stellt fast immer Frauen an die Spitze seiner Szenarien (einzige Ausnahme ist die Reihe Ferne Welten) und spielt auch stets mit dem Thema Diskriminierung. Gemeinsam mit Corine Jamar ist den beiden in Mutationen aber nochmal eine Modernisierung gelungen. Romane Pennac ist eine tolle Frau, die nicht einfach nur tough ist, sondern menschlich und nahbar. In ihrer Beziehung mit El Malik spiegeln sich ebenfalls etliche Verhaltensweisen und Vorurteile den Geschlechterrollen gegenüber. Zu meinen Lieblingspanels gehören zum Beispiel diese, in denen Romane Manspreading-mäßig auf dem Sofa rumlümmelt. Ich muss euch die einfach zeigen!

© Leo & Jamar & Simon / Splitter Verlag

Für mich passt hier wieder alles zusammen. Die Zeichnungen haben besonders in den Kulissen einen tollen und sehr feinen Detailreichtum. Das Szenario läuft für einen Zweiteiler etwas langsam an (es wird viel zu schnell zu Ende sein!), nimmt Fahrt auf und endet vielversprechend mit einem relativ sanften Cliffhanger. Und mein Highlight sind die Farben, die mir mit den pastelligen Tönen im Besonderen in den Eislandschaften und Ozeanszenerien gefallen haben. Die Actionszenen erhalten stets kühlere Töne – so passte alles stets zu meinen Gefühlen beim Lesen.

Mutationen Episode 1 liefert eine super Agentenstory, überhaupt nicht zimperlich und voller Aktualität.

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MUTATIONEN EPISODE 1
Leo & Corine Jamar
Fred Simon & Jean-Luc Simon
übersetzt von Tanja Krämling
erschienen im Juli 2020 im Splitter Verlag
64 Seiten, farbig, Hardcover
ISBN 978-3-96219-403-1
16 Euro
Erhalten als kostenfreies Rezensionsexemplar
Cover zeigt Frau und Mann in Eislandschaft im Hintergrund ein sinkendes Schiff
© Leo & Jamar & Simon / Splitter Verlag

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