Wika ist die Tochter der mächtigen Feenherrcherin Titania und des Herzogs Claymore Grimm. Titanias Ex, König Oberon, ist von Eifersucht zerfressen. Zusammen mit der „Wölfin“ hat er zwar eigene sechs Nachkommen, kann aber den Gedanken daran, dass Titania nun ein Kind mit dem Herzog hat, nicht ertragen. So zieht er mit seiner Flotte zur Burg Grimm, um das Schicksal der herzöglichen Familie in die eigenen Hände zu nehmen. Nur durch die Weitsicht Titanias überlebt die kleine Wika, da diese dem Faun Haggis anvertraut wird. Aber ihm ist der Feind bereits auf den Fersen …
Märchenhaft schön
Ende Dezember hatte ich im Comicladen den zweiten Band der Reihe Wika entdeckt. Das Cover sprach mich direkt an, nach einem Blick auf den Innenteil wollte ich unbedingt diese Story lesen und bestellte Band 1 nach, der bereits zwei Jahre zuvor erschienen war. Kurz danach hielt ich das schwere Hardcover in Händen. Mit 72 Seiten im großen Splitterformat wiegt es doch einiges.
Schon beim Aufklappen des Bandes wartet gleich das erste Highlight, eine liebevoll gestaltete Karte die „Die Welt des Pan“ zeigt und sowohl die ersten zwei Innenseiten als auch die letzten zwei bedeckt. Der Einstieg in die Welt wird dann in einem zwei-seitigen Text von Pierre Dubois (Elfikologe) als „Eine Oper als Zauberbuch“ eingeleitet. Dubois‘ Text ist dabei bereits so überbordend und prachtvoll, wie die Zeichnungen Ledroits, was klar wird, sobald die nächsten Seiten aufgeschlagen werden.
Olivier Ledroit lässt einem beim Lesen und Betrachten von Wika den Mund vor Staunen nicht wieder schließen. Seine Zeichnungen lassen sich nicht in Panels gefangennehmen. Sie nehmen die gesamte Fläche ein, auf den Seiten findet sich nur wenig weiß. Detailreich und sogar verspielt ist er in den Kulissen, den Figuren, den Nahaufnahmen – überall. Ledroits Koloration lebt von Kontrasten kräftiger und dennoch weicher Farben. Großformatige Bilder ziehen sich durch den gesamten Band. Hier rauscht die Story nicht an einem vorbei, die Bilder sind so faszinierend und erinnern teils sogar schon an Wimmelbilder mit den vielen kleinen Schnörkeln, Spitzen und kleinen versteckten Wesen. Einfach märchenhaft schön.
Zauberhafter Regen
Beeindruckend ist Ledroits Fähigkeit fallenden Regen zu zeichnen. Die Panels sind sehr wirklichkeitstreu, soweit das von einer Fantasy-Welt behauptet werden kann. Mich haben diese Illustrationen sehr fasziniert, vielleicht auch weil ich gerne dem Regen zuschaue und bisher selten auf dieses Schauspiel in einem Comic gestoßen bin.
Das von Thomas Day erdachte phantastische Szenario wie auch Olivier Ledroits Zeichnungen sind zugleich zauberhaft und auch immer wieder grausam. Wika ist kein freundlicher Elfencomic. Hier tummeln sich Wesen aus Märchen und Alpträumen, aus Fantasy- und Horror-Welten. Es geht um Liebe und den Hass, den sie erzeugen kann. Um Machtgier und fanatisches Verhalten. Um Unterdrückung und Trauer. All dies steckt in den auf den ersten Blick schon so berauschenden Seiten. Und so sind die Elemente klassisch, auch wenn Day alles zusammengemischt hat, was ihm unter die Finger gekommen ist.
Steampunk-Elfen in klassischer Geschichte
Wika vereint Märchen, klassische Elemente, Fantasy und das Sub-Genre Steampunk. Heraus kommt eine Story, die an vielen Stellen erkennbar wirkt, dann aber doch in eine andere Richtung geht – dabei wiederum klassische Elemente eines anderen Bereichs aufnimmt.
Wika ist bombastisch anzusehen und die Geschichte ist lesenswert, wenn auch Ledroits Zeichnungen einen Großteil der immensen Wirkung auf mich ausmachten.
Band 2 hole ich mir nächste Woche!
Day/Ledroit – Wika und Oberons Zorn (Band 1), erschienen 01.11.2014 im Splitter Verlag, ISBN 978-3958390058, 72 Seiten, Eur 15,80
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